Adveniat und Misereor übersetzen neues Synodendokument

Bischofsrat für Lateinamerika und Karibik bereitet neue Versammlung vor

Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel, MISEREOR, und Pater Michael Heinz, Adveniat. (c) MISEREOR
Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel, MISEREOR, und Pater Michael Heinz, Adveniat.
Datum:
Mi. 30. Juni 2021
Von:
MISEREOR

(Aachen/Essen, 29. Juni 2021) "Es geht auf dem synodalen Weg um eine soziale, ökologische, kulturelle und kirchliche Umkehr." Davon sind die Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat und des Werkes für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR, Pater Michael Heinz und Pirmin Spiegel, überzeugt. Die beiden Werke haben das Vorbereitungsdokument zur Kirchlichen Versammlung von Lateinamerika und der Karibik übersetzt und herausgegeben. 

Die Corona-Krise hat in Lateinamerika die Situation für die Armen verschärft. Für die beiden Leiter der Werke geht es deshalb darum, dass die Kirche zu den aktuellen Herausforderungen Stellung bezieht. "Vor allem soziale und wirtschaftliche Auswirkungen infolge der Lockdowns und anderer pandemiebedingter Maßnahmen haben dramatische Schäden hinterlassen. Sie haben bereits existierende Krisen weiter zugespitzt." Entsprechend benennt das Dokument "als eine wesentliche Ursache für die Krisen" ein "lebensfeindliches Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell, welches das Leiden der Menschen und die Zerstörung des Planeten mit verursacht". Die Kirchliche Versammlung will sich diesen Fragen stellen. Dazu gehören auch die überfällige und volle Teilhabe von Frauen in Kirche und Gesellschaft sowie die unzähligen, jahrzehntelang vertuschten Missbrauchsfälle als wesentliche Elemente der aktuellen Kirchenkrise. Als Wurzel der vielen Übel bezeichnet das Vorbereitungsdokument den die katholische Kirche prägenden Klerikalismus.

Mit der Kirchlichen Versammlung verdeutlicht die lateinamerikanische Kirche, wie gesellschaftliche Herausforderungen zu kirchlichen werden. Denn die Option für das Leben zu ergreifen, meint, sich dem Leben auszusetzen und hinauszugehen in den Staub der Straße, mitten in die Lebensrealitäten und die sozialen Auseinandersetzungen. Unmissverständlich ruft das Dokument dazu auf, sich politisch zu positionieren und zu engagieren: im Widerstand gegen extraktive Projekte, die Leben zerstören und nicht an einer solidarischen, dem Gemeinwohl dienenden Wirtschaft orientiert sind. "Möchte die Kirche glaubhaft für Veränderungen einstehen, gilt es, auch die eigenen Strukturen selbstkritisch zu betrachten, die innerkirchlichen Machtverhältnisse zu verändern und neue Formen missionarischen Kircheseins zu leben, eben die theologischen und systemischen Fragen zu stellen. Veränderungen brauchen konkrete Schritte und Taten und nicht nur Ideen oder Diskurse. In Zeiten der Glaubwürdigkeitskrise und mangelnden Willens in Teilen der Kirchenhierarchie, sich den systemischen Fragen und ernsthaft ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung zu stellen, könnten synodale Prozesse weltweit zentrale Bedeutung erlangen. Sie sind Hoffnungsanker, um aus der Veränderungslethargie und Selbstbeschäftigung herauszukommen", betonen Heinz und Spiegel im Vorwort zur Übersetzung des Vorbereitungsdokumentes.

Die katholische Kirche beginnt weltweit - einen zweijährigen synodalen Prozess. So hat es Papst Franziskus im Mai 2021 angekündigt. Starten soll der Prozess im Oktober 2021 und dann über mehrere Etappen mit einer weltweiten Konsultation aller Getauften in eine Bischofssynode in Rom münden. Die Einberufung einer Kirchlichen Konferenz für ganz Lateinamerika und die Karibik ist ein nächster Schritt hin zu einer synodalen partizipativen Kirche. Neu ist, dass nicht nur Bischöfe, sondern das gesamte Volk Gottes – Laien, Ordensleute, Diakone, Priester und Bischöfe – gemeinsam auf dem Weg ist. Ziel ist eine Kirche im Dienst am Leben und an der Schöpfung, in der die Beteiligung von Laien und dabei besonders von Frauen prägend sein soll. In einer Haltung des "aufmerksamen Hörens" und missionarischem Impetus des "Hinausgehens" sollen die Zeichen der Zeit erkannt werden. Mit der pastoralen Methode des Sehens, Urteilens und Handelns steht der Prozess der synodalen Versammlung ganz in Kontinuität zum Zweiten Vatikanischen Konzil und den Versammlungen der darauffolgenden Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen (Medellín bis Aparecida).
Der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM, der diese Versammlungen organisiert, hat seinen ständigen Sitz in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Sein derzeitiger Vorsitzender ist der Franziskaner Miguel Cabrejos, Erzbischof von Trujillo in Peru. Dem aktuellen Vorstand gehören außerdem je ein Kardinal aus Brasilien und Nicaragua als Stellvertreter und der Kolumbianer Juan Carlos Cárdenas als Generalsekretär an, der außerdem Weihbischof in Cali ist.

Bestellhinweis:
Die deutsche Übersetzung des Vorbereitungsdokumentes steht zum Download bereit unter www.misereror.de/vorbereitungsdokument