Motivation, Ausbildung und die vielfältigen Herausforderungen der Beratung:Zuhören, sortieren, unterstützen: Die Mobbing-Kontakt-Stelle

Das Bistum Aachen war der Vorreiter: Schon ein Jahr bevor die „MobbingLine NRW“ lan-desweit eingeführt wurde, startete im Jahr 2001 im Bistum Aachen die Suche nach ehren-amtlichen Beraterinnen und Beratern. Manuela Emonds-pool gehört zum neuesten Jahrgang. Ihre Ausbildung begann im Jahr 2020 – mitten in der Corona-Pandemie, sodass Teile davon online stattfinden mussten. Als ehrenamtliche Beraterin der „Mobbing-Kontakt-Stelle im Bis-tum Aachen", die wiederum ein Mitglied der „MobbingLine NRW“ ist, steht Manuela Emonds-pool Menschen zur Seite, die sich von Mobbing betroffen fühlen oder sich in belastenden Konfliktsituationen befinden. Zunächst war die Initiative regional verankert, mit Ehrenamtlichen aus Aachen, Krefeld, der Euregio und der Eifel. Inzwischen ist die „Mobbing-Line NRW“-weit etabliert.
Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen?
Emonds-pool: „Ich hatte zuvor keine Berührung mit dem Thema, aber ein Konflikt aus mei-nem persönlichen Arbeitsumfeld, der in Richtung Mobbing ging, hat mich sensibilisiert. Durch diese unmittelbare Erfahrung ist mir klargeworden, wie wichtig es ist, Menschen in schwierigen Situationen frühzeitig zu unterstützen und mit ihnen gemeinsam Wege aus der Isolation zu finden. Gerade diejenigen, die sich schnell isoliert fühlen, brauchen jemanden, der ihnen wieder ein Stück Rückhalt gibt. Der zeitgleiche Aufruf zur neuen Ausbildung im Bistum Aachen war dann der Anlass, mich einzubringen.”
Wie läuft eine Beratung konkret ab?
Emonds-pool: „Als ehrenamtliche Beraterin der MobbingLine im Bistum Aachen stehe ich Menschen zur Seite, die sich von Mobbing betroffen fühlen oder sich in belastenden Konflikt-situationen befinden. Mein Ziel ist es, Betroffenen zuzuhören, ihre Situation ernst zu nehmen und ihnen Orientierung zu geben. Die Beratungsarbeit ähnelt der Telefonseelsorge: Der Erst-kontakt erfolgt dabei meist telefonisch. Zunächst einmal erfordert es sehr viel Mut, überhaupt bei der MobbingLine anzurufen. Aus diesem Grund legen auch manche beim ersten Versuch sofort wieder auf. Wenn es allerdings zu einem Gespräch kommt, sortiere ich gemeinsam mit den Ratsuchenden ihre Situation und schlage mögliche weitere Schritte und Methoden vor. Betroffene geraten oft in eine Spirale, die sie gesundheitlich und psychisch stark belas-tet. Ein Tagebuch zu führen, kann helfen: So wird die Situation dokumentiert und im Ernstfall auch vor Gericht nachvollziehbar. Je nach Bedarf vermittelt die Kontaktstelle aber auch wei-tere Expertinnen und Experten – an Selbsthilfegruppen, Psychologen, Hausärzte oder Juris-ten. Wichtig ist vor allem eine klare Unterscheidung zwischen Mobbing und anderen Konflik-ten. Mobbing ist ein langwieriger, eskalierender Prozess, der Betroffene gesundheitlich und psychisch stark belastet. Ein einmaliger Streit oder eine Auseinandersetzung fällt nicht darun-ter.”
Was macht ihre Arbeit aus?
Emonds-pool: „Die Arbeit ist emotional, anspruchsvoll, aber auch sehr erfüllend. Es ist nicht leicht, all die belastenden Geschichten zu hören. Aber es ist wichtig, da zu sein, zuzuhören und Menschen zu zeigen: Du bist nicht allein. Damit setzt die Mobbing-Line ein starkes Zeichen: Niemand soll mit solchen Konflikten allein bleiben – ob im Büro, in der Schule oder im digitalen Raum.”