Partnerschaftstag 2025:Gemeinsam an einer friedvollen und versöhnten Zukunft arbeiten

Seit mehr als sechs Jahrzehnten verbindet die katholische Kirche von Kolumbien eine Partnerschaft mit dem Bistum Aachen. Die verletzten Menschenrechte stehen im Fokus vieler Beziehungen und Kooperationen. Die Hoffnungen auf einen tragfähigen Frieden im lateinamerikanischen Partnerland sind durch Rückschläge gedämpft. Die kolumbianische Sozialpastoral lässt den Mut nicht sinken, sie arbeitet beharrlich an einer lebenswerten Zukunft.
Diesem Engagement wandte sich die diesjährige Partnerschaftswoche zu, glaubwürdig untermauert durch drei Gäste aus dem Chocó in der besonders von Gewalt und Rechtlosigkeit geplagten Pazifikregion Kolumbiens. Beim Partnerschaftstag am 27. September 2025 in der Akademie des Bistums Aachen gab es Gelegenheit, Berichte aus erster Hand zu erhalten und gemeinsam in der Suche nach Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung vor Gott zu treten.
Der Ort war gut gewählt. Seit 2025 tragen drei Räume der Akademie des Bistums Aachen die Namen von kolumbianischen Menschen, die sich für die Gesellschaft, insbesondere für marginalisierte Bevölkerungsgruppen eingesetzt haben. Pedro Claver setzte sich für bessere Lebensbedingungen von Sklavinnen und Sklaven in Kolumbien ein. Madre Laura ist Gründerin der Lauraschwestern, die mit indigenen Gemeinschaften arbeiten. Yolanda Cerón setzte sich für Landrechte und Autonomie der afrokolumbianischen Bevölkerung ein.
Berichte aus erster Hand
Monseñor Wiston Mosquera Moreno, Bischof von Quibdó, skizzierte die bedrückende Menschenrechtslage in seinem Bistum. Der Staat ist weitgehend abwesend, eine nennenswerte öffentliche Infrastruktur gibt es nicht. Bewaffnete Gruppen beherrschen die Gebiete, verhängen Ausgangssperren, verlegen Landminen. Ganze Dörfer sind von der Außenwelt abgeschnitten. Die Menschen haben der Gewalt wenig entgegenzusetzen. Die Umwelt wird durch Bergbau verwüstet, das Wasser der Flüsse vergiftet.
Padre Jhonny Milton Córdoba, Leiter der Sozialpastoral des Bistums Quibdó, berichtete von den vielschichtigen Bemühungen der Kirche, die Menschen durch Präsenz, Beratung und juristische Instrumente zu schützen und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Die Sozialpastoral fördert die Verständigung zwischen den Akteuren vor Ort. Sie mobilisiert und begleitet Jugendliche und junge Erwachsene im Einsatz für die Rechte des Río Atrato, mit dem Rückenwind eines international beachteten Gerichtsurteils, das dem Fluss eigene Rechte zusprach.
Padre Albeiro Parra, Leiter der Regionalkoordination Pazifikküste Kolumbiens, machte deutlich, dass die skizzierten Herausforderungen des Chocó im Kern auf das gesamte Kolumbien zutreffen. Die Menschen können nicht mehr, sagte er, sie brauchen den Frieden. Dieser müsse Staatspolitik werden, dürfe nicht mehr vom guten Willen einzelner Regierungen abhängen. Verständigung und Versöhnung brauchen einen langen Atem. Kolumbien müsse Erfolg haben, aus Sicht Europas und Deutschlands, schon wegen der Drogen, die heute zu ihnen kommen.
Friedensgebet und Kulturabend
Wie stark Frieden und Versöhnung an wahrhaftiger Aufarbeitung und an Gerechtigkeit hängen, machte ein Beispiel deutlich, das im Mittelpunkt einer Wortgottesfeier stand. Schon der Anblick eines verstümmelten Christuskorpus ging unter die Haut, der an ein Bombenattentat auf die Kirche von Bojayá erinnerte. Die Augenzeugenberichte von Pfarrer Ulrich Kollwitz und Ursula Holzapfel, die damals vor Ort waren, machten das brutale Verbrechen bewaffneter Gruppen und die mangelhafte Aufarbeitung durch staatliche Instanzen beklemmend konkret greifbar.
Was Brücken in eine gelingende Zukunft schlägt, überall auf der Welt, ist die menschliche Verbindung in Beziehungen und Solidarität. Das vermittelte ein Kulturabend, der Leichtigkeit im Zeichen des Lebens und der Liebe in den Tag brachte. Beim Mitsingkonzert mit der Band Lateinamericanto wurde bekanntes Liedgut geschmettert und das Tanzbein geschwungen. Partnerschaft ist Gemeinschaft, ist Freundschaft, das spürten die Teilnehmenden in Gesten und Gesprächen. Ein gelungener Abschluss, der das Verbindende erlebbar machte.