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2. Bericht von Leonhard Noll, Sozialer Dienst für Frieden und Versöhnung bei Colectivos por la Vida:Das erste halbe Jahr in Kolumbien

Bericht Leo
Wie schnell die Zeit doch hier in Kolumbien vergeht. Vor gut vier Monaten habe ich meinen ersten Bericht geschrieben.
Datum:
Do. 28. Juni 2018
Von:
Anja Klingbeil

2. Bericht von Leonhard Noll, Sozialer Dienst für Frieden und Versöhnung bei Colectivos por la Vida

Wie schnell die Zeit doch hier in Kolumbien vergeht. Vor gut vier Monaten habe ich meinen ersten Bericht geschrieben.
Bericht Leo

Seitdem ist viel passiert. Davon möchte ich euch gerne in diesem Bericht mehr erzählen. Für die, die meinen ersten Bericht noch nicht kennen, empfehle ich, diesen zuerst zu lesen, damit ihr über meine generelle Situation Bescheid wisst.

Bogotá, Freizeit, Möglichkeiten

Wie hat sich mein Bild von Bogotá verändert?
Nach etwa einem halben Jahr in Bogotá würde ich sagen, dass ich Bogotá schon einigermaßen kenne, obwohl man Bogotá aufgrund seiner Größe nie ganz erfassen kann. Ich habe nun auch gelernt, dass der teilweise sehr lange Transport auch zur Arbeitszeit dazu gezählt werden muss. Der Transport ist definitiv ein Manko Bogotás, denn um von einem Ort zum anderen zu kommen, kann man schon mal ganz schön lang im Bus sitzen. Wenn Stau dazu kommt, noch länger. Auch wenn es immer wieder etwas nervig ist, hat man sich daran schon zumindest etwas gewöhnt.

Wie ich schon in meinem ersten Bericht erwähnt habe, ist das kulturelle Angebot Bogotás groß – von Kino bis zu vielen kostenlosen Konzerten oder Festivals. Vor kurzem habe ich angefangen, Volleyball zu spielen und habe jetzt einmal die Woche einen Volleyballkurs in einem öffentlichen Park. Am Sonntag gehe ich dann meistens mit ein paar Freunden zum Parque Salitre, um dort Beachvolleyball zu spielen und das ist völlig kostenlos. Dabei ist mir aufgefallen, dass es in Deutschland kaum frei nutzbare Sportplätze gibt, geschweige denn Beachvolleyballplätze. Mir gefällt an Bogotá sehr, dass es diese Möglichkeiten gibt. Da mir der Sport am Anfang des Jahres sehr gefehlt hat, bin ich nun froh, einen regelmäßigen Sport auszuüben.

Spanisch

Wie viele von euch vielleicht schon wissen, waren meine Spanischkenntnisse zu Beginn des Aufenthalts eigentlich kaum vorhanden. Nach dem Intensivkurs hier in Bogotá und dadurch, dass man durchgehend Spanisch redet und hört, würde ich jetzt behaupten, dass mein Spanisch schon durchaus gut ist. Jetzt kann ich schon fast alle Gesprächen folgen und kann auch an diesen teilnehmen. Bei Diskussionen fällt es mir noch schwer, schnell und konkret zu antworten. Wissenschaftliche Texte fallen mir auch noch schwer. Mein Vokabular hat sich aber seit Anfang sehr stark erweitert und wenn ich neue Vokabeln höre, versuche ich diese in meinen Wortschatz einzubauen. Da ich leider das Lesen nach dem letzten Buch El Principito (dt.: Der kleine Prinz) etwas vernachlässigt habe, möchte ich jetzt wieder mehr lesen, um auch die schriftliche Sprache zu verinnerlichen und mein Spanisch generell zu verbessern.

Arbeit

Seit Anfang dieses Jahres nach der Zwischenauswertung in Ecuador und in Ibagué (Kolumbien) hat sich meine Arbeitssituation zum vergangenen Jahr stark verändert. Seit Anfang des Jahres arbeite ich zwei Tage in der Woche in der Bischofskonferenz Kolumbiens in der Jugendpastoral, wo wir uns im Moment auf den Weltjugendtag in Panama 2019 vorbereiten. Zudem gebe ich noch zwei neue Englischkurse für Kindergruppen in den beiden Stadtvierteln Ciudad Bolívar und Kennedy. Dazu kommt die Arbeit, die für die Workshops mit den Kindern samstags anfallen. Das heißt, in der Woche fällt die ganze Vorbereitung für die Workshops an - von Materialien bis zur Pädagogik und samstags die Arbeit vor Ort. Weiterhin unterstütze ich Colectivos bei der Organisation von Listen, beim Aufbau und der Aktualisierung der neuen Website und allem, was sonst noch anfällt. Aktuell gebe ich noch einen Deutschkurs für eine Gruppe von Sozialarbeitern, die demnächst nach Deutschland reisen.

Mit der Arbeit in meiner Organisation Colectivos por la Vida bin ich sehr zufrieden. Die beiden Englischkurse machen mir sehr viel Spaß und es ist ein gutes Gefühl, eigene Verantwortung für eine Gruppe zu haben und den Unterricht nach eigenen Vorstellungen vorzubereiten. Ich versuche, den Unterricht möglichst so zu gestalten, dass sie mehr spielerisch und ungezwungen lernen, um eine Abwechslung zur Schule zu bieten. Das Resultat seiner eigenen Bemühungen am Ende zu sehen, macht mir große Freude.
Die Arbeit in den Workshops mit den Kindern ist ebenfalls eine große Bereicherung für mich. Das Arbeitsklima im Team mit Nelly, Ariadna, Leidy und Valentina ist wie in einer Familie. Wir tauschen uns gegenseitig viel aus und unternehmen ab und zu etwas gemeinsam.

Wie ich mich in Kolumbien fühle

Ich fühle mich gut hier in Kolumbien! Da ich jetzt regelmäßig Volleyball spiele und ab und zu zum Yoga gehe, fühle ich mich durch den Sportaspekt mehr ausgelastet. Nach einem halben Jahre habe ich auch schon einige Kolumbianer kennengelernt, mit denen ich coole Sachen in meiner Freizeit machen kann. Das heißt auch, sich einfach mal zum Volleyballspielen zu treffen, zusammen auszugehen, tanzen zu gehen oder gemeinsame Ausflüge zu unternehmen.

Mit meinen Mitfreiwilligen Amelie, Pia und Henrik stehe ich ständig in Kontakt und wir treffen uns ab und zu, unternehmen etwas oder feiern zusammen unsere Geburtstage. Da ich aber jetzt deutlich mehr arbeite, müssen die Treffen immer gut geplant sein, da ich die ganze Woche bis auf Freitag und Sonntag arbeite.
Dank der Zwischenauswertung hatten wir, meine Mitfreiwilligen und ich, die Möglichkeit Ecuador etwas kennenzulernen und ein Projekt in Quito kennenzulernen.

Und außerdem durfte ich vor kurzem den Pazifik mit zwei Freunden kennenlernen ;-)
Viele Grüße aus Kolumbien an alle!

Euer Leo

Bericht Leo