38. Nationale Woche für den Frieden in Kolumbien gestartet:Das Leben in Würde und Hoffnung kleiden

Unter dem Motto „Das Leben in Würde und Hoffnung kleiden“ hat am 1. September die 38. Woche für den Frieden in Kolumbien begonnen. Sie ist eine der wichtigsten Friedensinitiativen des Landes und erstreckt sich in diesem Jahr über den gesamten Monat September. Die Kampagne, die von der katholischen Kirche und mehr als 100 sozialen Organisationen aus dem säkularen und kirchlichen Bereich unterstützt wird, versteht sich als Brücke der Hoffnung, die angesichts von Gewalt und sozialer Spaltung, die derzeit Leid und Unsicherheit im Land verursachen, von den Regionen aus aufgebaut wird.
Der offizielle Startschuss fiel am 27. August im Sitz der kolumbianischen Bischofskonferenz in Bogotá unter Leitung des Sekretariats für Sozialpastoral/Caritas Kolumbien und mitgestaltet von REDEPAZ, dem Nationalen Friedensrat, der internationalen Kooperationspartnern sowie zahlreichen weiteren Organisationen.
Zum Abschluss der Eröffnungsveranstaltung wurde der „erste Stich” in die „Friedensdecke, die das Leben umhüllt”, genäht – ein symbolischer Akt für den gemeinschaftlichen Aufbau des Gemeinwesens. Diese Symbolhandlung soll in ganz Kolumbien wiederholt bzw. fortgesetzt werden und die gemeinsame Arbeit von hunderten von Organisationen und Initiativen sichtbar machen, die den Frieden in den Regionen ermöglichen und am Leben erhalten.
Padre Raúl Ortiz Toro, Vizesekretär der kolumbianischen Bischofskonferenz, erläuterte die Bedeutung des Mottos: „Das Verb arropar (kleiden, umhüllen, umgeben) bedeutet hier, nah zu sein, sich um die Anderen zu kümmern, auf ihre Bedürfnisse zu achten, aber vor allem mit Würde zu handeln... Wir dürfen nicht aufhören weiterzukämpfen, denn die Hoffnung hilft uns, unsere Kraft und Motivation nicht zu verlieren.“
Monsignore Héctor Fabio Henao, Verantwortlicher der Bischofskonferenz für die Beziehungen Kirche – Staat, wies auf die Bedeutung der Friedenswoche hin: „Es ist dringend notwendig, Gewalt aus der Welt, der Politik und dem alltäglichen Zusammenleben im Land zu verbannen. Gleichzeitig müssen wir auf den Weg zum Frieden zurückfinden. Diesen Weg wiederzuentdecken, ist eine Herausforderung für die gesamte kolumbianische Gesellschaft.“
An der Veranstaltung nahm auch der Friedensbeauftragte der kolumbianischen Regierung Otty Patiño teil, der auf den aktuellen Stand der Gespräche mit den bewaffneten Gruppen einging: „All dies hat mit dem Aufbau eines echten und dauerhaften Friedens zu tun. Was wir bisher erreichen wollten, ist die Schaffung von Prozessen, deren Unumkehrbarkeit so offensichtlich ist, dass es für die nächste Regierung, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung, praktisch unmöglich oder zumindest nur mit enorm hohem Aufwand möglich sein wird, einen Rückzieher davon zu machen.“
Cristian Cabrera, Leiter des zivilgesellschaftlichen Friedensnetzwerks REDEPAZ, betonte das Gemeinsame der Aufgabe: „Wir haben die Verantwortung, über die Zukunft nachzudenken, die wir hinterlassen wollen, eine Zukunft, in der unsere Kinder ohne Angst aufwachsen können und in der ihre Spiele und Träume nicht durch Gewalt unterbrochen werden, sondern von Entwicklungschancen geprägt sind”.
Padre Ortiz hob die entscheidende Rolle der Regionen hervor: „Weil sie so weit vom Zentrum entfernt und schlecht erreichbar sind, sind die Randregionen ein „Nährboden“ für bewaffnete Akteure. Deshalb gibt es auch vor Ort Gruppen und Gemeinden, die sich für den Frieden einsetzen.“
Die internationale Gemeinschaft war durch Fabián Hayos, den stellvertretenden Botschafter der Schweizer Botschaft anwesend, der die weitere Unterstützung seines Landes zusagte: „Seit 25 Jahren ist das Engagement für den Frieden eine Priorität für die Schweizer Präsenz in Kolumbien. Wir tragen zum Friedensaufbau bei, indem wir Dialog- und Verhandlungsprozesse sowie die Umsetzung von Abkommen wie dem Schlussabkommen von 2016 begleiten, Demokratie stärken und Bürgerbeteiligung fördern.“
Die Woche für den Frieden entstand 1987 als Reaktion auf die Ermordung von sozialen Führungspersonen in verschiedenen Regionen des Landes, auf die Übergriffe, die vor allem die Landgemeinden betrafen, und auf die durch den Krieg erzwungene Ausgrenzung.
Heute ist die Friedenswoche ein historisches Vermächtnis für Friedensbildung, eine Gedächtnis-Kultur und die Schaffung eines Mindestkonsenses, der es dem Land ermöglicht, zu einem dauerhaften Frieden und zu sozialer Gerechtigkeit zu gelangen.
Ángela Jaramillo, Leiterin der Friedenswoche, rief alle dazu auf, sich für Initiativen wie diese zu engagieren: „Leider muss Kolumbien die Friedenswoche weiterhin durchführen, damit die Menschen auch zukünftig ihre Stimme erheben und Nein zu Krieg, Waffen und Konflikten sagen. Wir alle können unsere Stimme erheben, aber vor allem können wir miteinander in Dialog treten, um das Leben in Würde und Hoffnung zu kleiden. Die Friedenswoche bietet uns die Gelegenheit, gemeinsam auf die kleinen und großen Erfolge und die überwundenen Hindernisse zurückzublicken. Ebenso ist sie eine Chance, den Blick auf die Zukunft zu richten, die wir als Gesellschaft aufbauen wollen.“
Die Aktivitäten, die im September in den Bistümern und Kommunen des Landes stattfinden werden, umfassen Festakte, Foren, Gemeinschaftsaktionen, kulturelle Veranstaltungen und künstlerische Darbietungen, die darauf abzielen, den lokalen Widerstand gegen die Gewalt sichtbar zu machen, die Bürgerbeteiligung zu stärken und zu betonen, dass Frieden von den Regionen aus aufgebaut wird.