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Delegation des Diözesancaritasverbands Aachen startet Besuch in Bogotá:Aachener Caritas besucht Kolumbien

Liliana Zamudio, stellvertretende Leiterin der Nationalen Sozialpastoral, und Claudia Witgens im Gespräch.
Datum:
13. Aug. 2025
Von:
Thomas Hohenschue

Kolumbiens Hauptstadt liegt auf 2.600 Metern Höhe. Daran muss man sich als Westdeutscher gewöhnen, wie auch an das wuselige Stadtbild. Und an den wahnsinnigen Verkehr, mit einer endlosen Zahl von Pkws, Lkws, Bussen, Mopeds und Motorrädern. Den durfte die Aachener Delegation an ihrem eigentlichen Starttag ihrer Kolumbienreise mehrfach genießen. Sie fuhr zur Bischofskonferenz und später zum historischen Viertel La Candelaria, um das Goldmuseum und den Präsidentenpalast zu besuchen.
Während der zügigen Fahrt durch den Stadtverkehr lassen sich die sozialen Herausforderungen nur blitzlichtartig erahnen. Sichtlich leben viele Menschen in tiefer Armut. Daneben auch Straßenzüge, die Wohlstand verkörpern. Viel Sorge um die Sicherheit.
Über all das wird zu sprechen sein. Aber die Acht-Millionen-Metropole auf einer Hochebene inmitten der Anden ist ein Ereignis für sich. Die wilde Mischung verschiedenster Baustile, das pulsierende Leben, eine fantastische Vielfalt an Wandmalereien - auch das bleibt als Eindruck.

Voneinander hören und lernen: Das ist Partnerschaft. Das erlebte die Aachener Delegation, als sie am 5. August Liliana Zamudio traf. Im angeregten Austausch mit der stellvertretenden Leiterin der Nationalen Sozialpastoral ergaben sich rasch zahlreiche Anknüpfungspunkte. 
Als man auseinander ging, die Gesprächspartnerin mit Aachener Printen beschenkt, waren zahlreiche Verabredungen getroffen. Sozialarbeiterische Konzepte sollen ausgetauscht werden, etwa im Umgang mit suchtkranken und wohnungslosen Menschen. 
Die Caritas Kolumbiens sucht Beratung, um ihre Dienste und Einrichtungen rechtlich und finanziell zu konsolidieren. Denn immer nur auf drängende Nöte zu reagieren, ohne die soziale Infrastruktur zu stabilisieren, reicht Liliana Zamudio auf Dauer nicht.
Eine gemeinsame Herausforderung ist die Sensibilisierung des pastoralen Personals, insbesondere der Priester, für die Lebenslagen und Bedürfnisse von Menschen am Rande der Gesellschaft. Auch hier sollen Erfahrungen und Konzepte ausgetauscht werden.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs skizzierte Liliana Zamudio die Situation im Partnerland des Bistums Aachen. Kolumbien ist ein Land der Region mit sehr verschiedenen kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen. Was in der einen Region caritativ geht, geht woanders nicht.
Der Friedensprozess ist noch nicht am Ziel, die große Frage einer gerechten Landverteilung ungelöst. Die Sicherheitslage ist durch die Zersplitterung der militanten Gruppen im Land und einem weiterhin starken Drogenanbau in manchen Regionen prekär. Kirche ist respektiert, bringt sich ein, kann vermitteln.
Schilderungen wie diese zeigen die Unterschiede im Ausbau des Sozialstaates. In Kolumbien ist dieser Prozess noch im Aufbau und eher situativ, weniger strategisch. Deutschland hat einen starken Sozialstaat mit vielen Absicherungen geschaffen, in dem die Caritas ein privilegierter Partner ist.
Solchermaßen mit Einschätzungen aus erster Hand ausgestattet, ist die Gruppe gut gerüstet für alle weiteren Gespräche und Eindrücke. 

Die Kolumbienpartnerschaft des Bistums Aachen braucht Menschen, die das Geflecht an Beziehungen stetig erweitern, pflegen, festigen. Ein solcher Motor für die freundschaftliche Zusammenarbeit ist Claudia Witgens. Die 57-Jährige lebt seit Jahrzehnten im Partnerland und engagiert sich in Fragen des Friedens und der Sozialpastoral. 
Sie begleitet auch die Delegation der Caritas im Bistum Aachen bei ihren neuntägigen Reise durch Bogotá, Quibdó und Bistum Pasto. Zur Zeit noch in Teilzeit, ab Dezember in Vollzeit, ist sie im Sekretariat der kolumbianischen Bischofskonferenz beschäftigt. Ihr Einsatz und der direkte Kontakt zu Bischöfen unterstützen die Partnerschaft in einem erheblichen Maß. Das Bistum Aachen fördert ihre Arbeit neben der Entsendeorganisation Agiamondo. 
Mit dem erneuten Besuch in Kolumbien vertieft die Aachener Caritas ihr Engagement in der Partnerschaft. Claudia Witgens begleitet die Gespräche zusammen mit Patricia Bringas aus Aachen. Ihre Kenntnisse des kolumbianischen Lebens und der kolumbianischen Kirche helfen, die Austausche menschlich angenehm und fachlich zielführend zu gestalten.
Claudia Witgens teilt die Einschätzung von Diözesancaritasdirektor Stefan Jentgens, dass die Partnerschaft in den letzten Jahren neuen Schwung aufgenommen hat. Ein Zeichen dafür ist das Aufgreifen der Botschaft und der Ästhetik des Aachener Friedenskreuzes. In jeder Diözese Kolumbiens fördert eine Replik des Christusgesichtes den Einsatz und das Gebet für den Frieden.
Die Aachener Caritas hat in Claudia Witgens eine Partnerin in Kolumbien, die ihr in den kommenden Jahren beim Entwickeln von fachlichem Austausch und konkreten Kooperationsprojekten hilfreich zur Seite steht. Sie verkörpert das menschliche und fachliche Potenzial der Kolumbienpartnerschaft in ihrer Person. Die Caritas ist dankbar für dieses große Glück.

Eine Dienstreise nach Kolumbien ist eine körperliche Herausforderung. Neben der Zeitverschiebung sieben Stunden zurück spielen hier vor allem die klimatischen Verhältnisse eine Rolle. Sowohl die dünne Luft im Hochgebirge in Bogotá und Pasto als auch das schwüle tropische Klima in der Nähe des Pazifiks verlangen dem Körper Einiges ab.
Von daher galt es, sich ein wenig zu akklimatisieren, bevor es in das dicht getaktete Besuchsprogramm der Reise ging. Dieser Plan führte gleich ins Goldmuseum und den Präsidentenpalast, beides im Zentrum von Bogotá. Die Besuche unterstrichen den Stolz der Kolumbianer auf ihre kulturellen Wurzeln und ihr Ringen um Unabhängigkeit. Es wurde spürbar: Das Land hat so viele Ressourcen und Potenziale, seine Geschicke in die richtige Richtung zu lenken. Wie auf diesem Weg der Frieden gefördert und der soziale Zusammenhalt gestärkt wird, ist das Thema der gesamten Delegationsreise. Caritas und Sozialpastoral fällt eine wichtige Rolle zu, wenn die Menschenwürde im Zentrum der Zukunft stehen soll.