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Forderungen des BDKJ an die Kommunalpolitik:„Junge Stimmen sind unverzichtbar“

Dominik Zabelberg
Datum:
10. Sept. 2025
Von:
Abteilung Kommunikation

Junge Menschen wollen mitreden – und sie müssen es auch können. Schließlich werden in den Kommunen viele Entscheidungen getroffen, die ihren Alltag direkt betreffen: vom Busfahrplan über Freizeitangebote bis hin zu sicheren Radwegen. Doch wie gelingt es, dass die Anliegen der Jugend wirklich gehört und ernst genommen werden?

Darüber haben wir mit Dominik Zabelberg vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gesprochen. Im Interview erklärt der Aachener Diözesanvorsitzende, warum Jugendbeteiligung eine Frage der Generationengerechtigkeit ist, welche konkreten Forderungen der Verband an die Kommunalpolitik stellt und warum es sich für junge Menschen lohnt, zur Kommunalwahl zu gehen.

Warum ist es so wichtig, dass sich junge Menschen in der Kommunalpolitik Gehör verschaffen?

Kommunen sind zentrale Orte in der Lebenswelt junger Menschen. Dort werden politische Entscheidungen getroffen, die die Lebenswelt junger Menschen unmittelbar beeinflussen: Wie oft kommt ein Bus? Werden Radwege gebaut? Gibt es – abgesehen von Spielplätzen – Orte in der Gemeinde, wo sich junge Menschen ohne Konsumzwang aufhalten können?

Es ist eine Frage der Generationengerechtigkeit, die Jugend von heute an den politischen Entscheidungen von morgen zu beteiligen. Da Politik leider nicht immer von alleine zuhört (und vor allem die Anliegen junger Menschen auch ernst nimmt), ist es umso wichtiger, dass sich junge Menschen Gehör verschaffen.

Was fordert der BDKJ konkret von der Kommunalpolitik, um Kindern und Jugendlichen in dieser Krisenzeit zu helfen?

Allgemein: Mehr Beteiligung, ganz klar. Aus unserer eigenen basisdemokratischen Praxis heraus wissen wir: Die Beteiligung junger Menschen lässt sie Selbstwirksamkeit erfahren. Das fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl, Demokratieverständnis und verstärkt die Bindung zu Verband oder Gemeinde.

Ganz konkret:

  • Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, sowohl qualitativ als auch quantitativ – bei gleichzeitigem Preisnachlass. Junge Menschen sind auf den ÖPNV angewiesen und müssen sich diesen leisten können.
  • Einen Jugendcheck bei allen Entscheidungen in der Kommunalpolitik: Die Verwaltung soll bei jedem Vorhaben prüfen, welche Auswirkungen es auf Kinder und Jugendliche hat.

Welche positiven Beispiele für gute Jugendpolitik auf kommunaler Ebene kennt ihr – was funktioniert schon gut?

Einige Kommunen, auch hier im Bistum, setzen sich seit ein paar Jahren wieder intensiver mit Formaten zur Beteiligung junger Menschen auseinander, etwa die Stadt Hückelhoven im Kreis Heinsberg. Dort wurde ein Konzept auf den Weg gebracht, das unterschiedliche Arten von Beteiligung für bestimmte Projekte vorsieht.

In diesem Rahmen wurde dort 2024 ein Skatepark mit Pumptrack und einer Calisthenics-Anlage geplant und gebaut, der im letzten Jahr eröffnet wurde. Das zeigt: Junge Menschen wollen sich einbringen – und wenn sie die Gelegenheit bekommen, werden auch die Ergebnisse besser.

Aus unserer Sicht hat das Konzept aber einen gravierenden Nachteil: Es ist projektbezogen angelegt. Beteiligung darf keine Eintagsfliege sein, sondern muss auf Dauer ausgelegt sein. Und junge Menschen müssen selbst entscheiden dürfen, welche Themen für sie relevant sind.

Wie kann die Politik junge Menschen besser einbinden und ihnen echte Mitbestimmung ermöglichen?

Am besten wäre es, wenn junge Menschen selbst und dauerhaft Teil des politischen Systems wären. Das heißt natürlich wählen zu dürfen, aber auch Teil von Stadträten zu sein.

Davon sind wir weit entfernt. Bis dahin können Gesprächs- und Beteiligungsformate mit jungen Menschen und Politikerinnen und Politikern helfen, um Verbindungen zu knüpfen. Kritisch ist es, wenn sich Kommunen darauf ausruhen, dass sie zum Beispiel ein Schülerparlament hätten oder ähnliches. Junge Menschen sind deutlich vielfältiger als in solchen Strukturen meist abgebildet.

Was gebt ihr jungen Wählerinnen und Wählern mit auf den Weg – warum lohnt es sich, zur Kommunalwahl zu gehen?

Demokratie ist nicht selbstverständlich, und alle bisher bekannten Alternativen sind schlechter. Deswegen sollten wir alles dafür tun, unsere Demokratie lebendig zu halten – und dazu gehört es auch, wählen zu gehen.

Und auch wenn eine einzelne Stimme nicht viel zu sein scheint, kann sie am Ende den Unterschied machen.