"Tiefe Sehnsucht nach Einfachheit."

Der Tag startete mit einer Heiligen Messe in der neu gestalteten Kind-Jesu-Kapelle, dem Verehrungsort der Seligen Clara Fey. In seiner Predigt bezog sich der Aachener Bischof auf die aufgeladene Atmosphäre in der Gesellschaft: "Ich sehe im Kern dieser aufgeladenen Situation eine tiefe Sehnsucht nach Einfachheit." Und die habe damit zu tun, dass für die Menschen heute wirklich alles mit allem zusammenhängt und immer unüberschaubarer werde. Diese Sehnsucht nach einfachen Erklärungen wachse. "Und wer diesen Erwartungen entgegenkommt, gewinnt schnell große Macht und Einfluss. Alle intellektuelle Kritik am derzeitigen amerikanischen Präsidenten oder anderen politischen Figuren seines Zuschnitts prallt völlig wirkungslos ab. Die Sprache und die Umgangsformen in der Politik verrohen, doch das weckt keine Zweifel bei den glühenden Anhängern dieser Art von Politik, sondern weitet die Narrenfreiheit aus: Der darf das, der kann das! Der ist einer von uns!"

Auch zu Lebzeiten Clara Feys führte die Industrialisierung zu Umbrüchen der Gesellschaft. Clara reagierte auf die damaligen Umwälzungen nicht mit Schimpfen und Drohen und Herbeireden des Untergangs. "Mutter Clara vom armen Kindes gelang etwas, selber ganz kindhaft ist: die Einfachheit. Sie war fähig, mit den Großen ihrer Zeit genauso in freundschaftlichen Kontakt zu sein wie mit den kleinen Leuten und Kindern. [...] Auf die Komplexität ihrer Zeit wusste sie zu antworten, indem sie sich den schwächsten, den verletzlichsten und am nachhaltig bedrohten Gliedern der damaligen Gesellschaft zuwandte, den Kindern."  Diese innere geistliche Stärke, Einfachheit und Gewissheit finde sich heute in Papst Franziskus in seinem Auftrag an die ganze Kirche, alles zu überprüfen daraufhin, dass es mehr der Evangelisierung des heutigen Menschen dient. Diesen Auftrag greift der geistliche Gesprächs- und Veränderungsprozess "Heute bei dir" auf. Der Prozess suche Menschen, die sich ansprechen lassen und mitgehen wollen. "Je länger ich mit den Menschen rede bei meet & eat und bei den Küchentischen und bei vielen anderen Gelegenheiten, destor mehr spüre ich, dass ich dem Auftrag trauen darf und dass unser Prozess in der richtigen Richtung liegt."

Nach der Messe besichtigen die Priester und Diakone die Kind-Jesu-Kapelle. Schwester Petra Floeck, Ordensreferat, erzählte über das Leben und Wirken der Seligen Mutter Clara Fey. Nach einem gemeinsamen Mittagessen stand ein Besuch des neuen Diözesanarchivs in der ehemaligen Kirche St. Paul auf dem Programm.