Scheinheilig oder heilig?

Wochenimpuls-Foto-211107-Schwan (c) Edith Furtmann
Wochenimpuls-Foto-211107-Schwan
Datum:
So. 7. Nov. 2021
Von:
Edith Furtmann

Mk 12, 38-40
„In jener Zeit lehrte Jesus eine große Menschenmenge und sagte: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Marktplätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die Ehrensitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie fressen die Häuser der Witwen auf und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete.“

Das ist der Vorlauf zu der Geschichte mit der armen Witwe, die nur einige kleine Münzen in den Opferstock wirft und damit doch mehr spendet als die Reichen, die wirkungsvoll und öffentlich einen Teil ihres Überflusses spenden – und sei er noch so groß. Was nicht heißt, dass nicht auch große Spenden willkommen sind und dass ein Reicher alles oder nix geben soll: es kommt aber auf die innere Haltung an. Die Reichen gaben öffentlichkeitswirksam, so, dass es alle sehen konnten. Die Armen dagegen, wie diese Witwe hier, werden sich eher geschämt haben, dass sie nicht mehr geben können, und verschämt und unauffällig ihre Opfergabe gespendet haben.
Ich kenne das: es ist ein gutes Gefühl, wenn einem widergespiegelt wird, was für ein guter Mensch man ist. Es ist auch nicht verwerflich, sich an Dank zu erfreuen. Aber es kommt darauf an, warum man etwas tut: geht es um den Schein: seht alle her, ich bin ein guter Mensch? Oder geht es darum, dem nächsten zu helfen?
Wo tu ich etwas, weil ich gut darstehen will? Wo, weil es getan werden muss?
Wo bin ich gar scheinheilig? Wo ist mir der Schein egal?
Fragen, die mich diese Woche begleiten werden.