„Nicht meckern, sondern aktiv etwas verändern“

Bistum Aachen: Veronika Oyen-Rademacher engagiert sich bei „Heute bei dir“

Veronika Oyen-Rademacher (c) Bistum Aachen / Luz Müller
Veronika Oyen-Rademacher
Datum:
Fr. 10. Mai 2019
Von:
iba

Aachen, (iba) – „Die christlichen Werte sind tief verankert in unserer Gesellschaft, sie bilden die Grundlage für unser Leben. Doch das ist vielen Menschen im Alltag nicht mehr bewusst“, sagt Veronika Oyen-Rademacher. Auch das ist ein Grund, warum sich die 62-Jährige aus Tönisvorst im synodalen Gesprächs- und Veränderungsprozess „Heute bei dir“ des Bistums Aachen engagiert.

Wie kann man die katholische Kirche für die Zukunft aufstellen, wie ihre Relevanz erhalten? Darüber diskutiert sie derzeit mit 13 weiteren Teilnehmern in der Teilprozessgruppe „Gottesdienst und Gebet“ – einem der verschiedenen Beteiligungsformate.

„Alles, was verbesserungswürdig ist, nur zu kritisieren, ist einfach“, erklärt Oyen-Rademacher. „Aber ich kann nicht stillsitzen, wenn mich etwas bewegt. Ich will nicht meckern, sondern aktiv etwas verändern.“ Seit November pendelt sie alle ein bis zwei Wochen vom Norden in den Süden des Bistums – von Tönisvorst nach Kornelimünster. Dort trifft sich ihre Teilprozessgruppe abends – erst zum gemeinsamen Gottesdienst, dann zur intensiven Diskussion. Was bedeutet es heute zu beten? Welche Relevanz hat die Musik im Gottesdienst? Welche Formen von Gottesdiensten gibt es und werden wichtiger? Welche Willkommenskultur wird in den Kirchen gelebt? Es sind Fragen wie diese, bei denen unterschiedliche Standpunkte und Erfahrungen aufeinandertreffen. Denn die Teilprozessgruppen sind nach sozio-demographischen Aspekten bunt gemischt – um die ganze Vielfalt an Menschen im Bistum abzubilden. „Das ist oft herausfordernd und manchmal mühsam“, sagt Oyen-Rademacher. „Aber gleichzeitig lerne ich viel: Ich bin nicht allein auf der Welt und auch andere Standpunkte sind eine Bereicherung.“

Insgesamt 13 solcher Teilprozessgruppen gibt es in der ersten Phase des „Heute bei dir“-Prozesses, der „Analysephase“. „Wir schauen derzeit: Wo stehen wir gerade? Erst später wird dann geschaut: Wohin wollen wir eigentlich?“ Eine Bestandsaufnahme, die oft auch überrascht. „Gerade in der Stadt Aachen gibt es ja heute schon experimentelle Gottesdienste und werden spannende neue Formen erprobt, die ich vorher nicht kannte“, betont die dreifache Mutter. Eine Chance, die der „Heute bei dir“-Prozess biete: Voneinander zu lernen und sich gemeinsam weiter zu entwickeln als Kirche. „Gottesdienste sind wie die Visitenkarte einer Gemeinde. Hier präsentiert sie sich, hier tritt sie gegenüber den Menschen bewusst in Erscheinung.“ Ideen sind hier auch gefragt, da es eine „verlorene Generation gibt, die wir zur Kirche zurückholen müssen“. Oyen-Rademacher ist seit rund 40 Jahren Lehrerin, unterrichtet Musik und Deutsch an einem Gymnasium in Krefeld. Ihr Eindruck: „Es ist erschreckend, wie gering die religiöse Allgemeinbildung der 10- bis 15-Jährigen ist.“

Und so diskutieren die Mitglieder der Teilprozessgruppe intensiv miteinander, feilen am Zwischenbericht für die im Mai und Juni angesetzten öffentlichen Großveranstaltungen, die Themenforen, und engagieren sich mit viel persönlicher Zeit. Veronika Oyen-Rademacher ist sich sicher, dass sie auch in den nächsten Phasen des Prozesses dabei sein will. „Es ist schlimm, wenn manche Kritiker alles schon im Vorfeld in Grund und Boden reden“, sagt die 62-Jährige. „Wir dagegen arbeiten einfach. Ich halte es für eine tolle Idee, sich gemeinsam an den Tisch zu setzen, mit den Menschen im Bistum zu reden und nicht im Elfenbeinturm einsame Entscheidungen zu treffen.“

Info:

„Heute bei dir“ ist der synodale Gesprächs- und Veränderungsprozess im Bistum Aachen, den Bischof Dr. Helmut Dieser in seiner Silvesterpredigt 2017 ausgerufen hat. Bei den Themenforen in der Bischöflichen Marienschule Mönchengladbach (18. Mai, Handlungsfeld 2 „Den Menschen dienen“ ), der Bischöflichen Clara-Fey-Schule Schleiden (15. Juni, Handlungsfeld 3 „Jesus überall begegnen“) oder im Bischöflichen Pius-Gymnasium Aachen (29. Juni, Handlungsfeld 1 „Den Glauben leben“) werden die Erkenntnisse der 13 Teilprozessgruppen diskutiert und der Öffentlichkeit vorgestellt. Jeder Interessierte kann daran teilnehmen, ob er der katholischen Kirche nahesteht oder auch nicht. Anmeldungen und alle Infos unter: www.heute-bei-dir.de (iba / Na 033)