Lk 6, 36 „Seid barmherzig,

Sternsinger-innen_im_Schnee (c) Edith Furtmann
Sternsinger-innen_im_Schnee
Datum:
Mo. 1. März 2021
Von:
Edith Furtmann

 wie es auch euer Vater ist!“

Kurz und knapp zusammengefasst. Seid barmherzig. Was bedeutet das eigentlich, barmherzig sein? Es bedeutet, mitfühlend mein Herz für die Not des anderen zu öffnen und zu helfen versuchen. Es bedeutet nicht, ein paar Euro von oben herab in einen Becher fallen zu lassen, sondern mich auf gleiche Höhe zu meinem Gegenüber zu begeben, ihn oder sie als gleichwertig zu erkennen und auf dieser Ebene dann Handlungsansätze zu finden.
Eine Begegnung vor einigen Jahren hat sich mir tief eingeprägt und einiges an meinem Verhalten geändert: auf dem Weg zu einem Besuch im Krankenhaus kam ich, es war ziemlich kalt, an einer Frau auf einer Bank vorbei, die mich um einen Euro für einen Kaffee bat. Ich blieb stehen, sah ihr in die Augen und gab ihr den Euro mit einem freundlichen Lächeln, dachte aber bei mir: jaja, das sagen sie alle. Sie sagte danke sehr, ich sagte bitte schön und ging weiter. Eine Stunde später sah ich sie immer noch da sitzen, die Menschen gaben was im Vorbeieilen oder auch nicht, keiner blieb stehen. Ich musste wieder an ihr vorbei, da stand sie auf und sprach sie mich an und sagte: „Ihr Geld nehme ich wirklich für Kaffee – gleich macht da drüben das Büdchen auf, dann hole ich mir einen, vielen Dank nochmal“. Ich fühlte mich beschämt. Ich merkte aber auch, dass es nicht der Euro war, weshalb sie mich noch einmal angesprochen hat, sondern die Art, wie ich ihn ihr gegeben habe…

Auch ich bin oft „mildtätig“ im Vorbeigehen, nach wie vor. Aber ich habe gelernt: Barmherzigkeit ist, den Menschen wahrzunehmen, der Hilfe braucht, als gleichwertigen Menschen.

Ich gebe zu, in Cornazeiten ist es schwieriger. Aber vielleicht finde ich auch heute eine Möglichkeit ehrlichen Herzens barmherzig zu sein – es gibt immer Menschen, die unserer Hilfe bedürfen. Gehen wir aufmerksam weiter, jeder und jede für sich, aber doch zusammen, auf Ostern zu.