„Lebenskleider“ geben Kraft, Hoffnung und Vertrauen

Hochaltar der Citykirche Aachen wird zur Kunst-Installation. Uwe Appold entwickelt drei Bilder mit jeweils eigenem Thema.

Uwe Appolds erstes Bild, das nun enthüllt wurde, widmet sich dem Thema der Taufe. Zum Glaubensweg gehört die Vorbereitung und das Fest, symbolisiert mit den Farben Violett und Gold. (c) Domkapitel Aachen - Andreas Steindl
Uwe Appolds erstes Bild, das nun enthüllt wurde, widmet sich dem Thema der Taufe. Zum Glaubensweg gehört die Vorbereitung und das Fest, symbolisiert mit den Farben Violett und Gold.
Datum:
Fr. 18. Juni 2021
Von:
Gemeinsame Pressemeldung von Domkapitel und Bistum Aachen

Aachen – Das Kleid Mariens, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch Johannes des Täufers und das Lendentuch Jesu: Die vier großen Aachener Heiligtümer, die alle sieben Jahre dem Marienschrein entnommen werden, spiegeln verschiedene Abschnitte eines Lebens wider: Geburt, Kindheit, Erwachsenenalter, Tod. Es sind sozusagen „Lebenskleider“. Was die Stoffe heute wertvoll und einmalig macht, ist ihre Bedeutung in einem bestimmten Moment im Leben dieser Menschen. Aus Alltagsgegenständen wurden erzählende Stoffe. „Dabei kommt es gar nicht auf die Echtheit der Stoffe an, sondern darauf, was sie den Menschen, den Gläubigen bedeuten: Sie geben ihnen, Kraft, Hoffnung und Vertrauen. Und sie erzählen Geschichten, die es zu entdecken gilt“, sagt Wallfahrtsleiter der Aachener Heiligtumsfahrt, Dompropst Rolf-Peter Cremer. „Entdecke mich“ heißt es ab sofort auch in der Citykirche in Aachen. Das Domkapitel Aachen freut sich mit dem Künstler Uwe Appold, neue Stoffe ebenfalls eine Geschichte erzählen zu lassen: Sie spielt im barocken Hochaltar der Citykirche. 

Domvikar Matthias Fritz, Pfarrer Timotheus Eller. Dompropst Rolf-Peter Cremer, Uwe Appelt (v.l.) (c) Domkapitel Aachen - Andreas Steindl
Domvikar Matthias Fritz, Pfarrer Timotheus Eller. Dompropst Rolf-Peter Cremer, Uwe Appelt (v.l.)

Uwe Appolds künstlerische Laufbahn beginnt 1962 mit einer Lehre zum Bildhauer und 1968 mit dem Abschluss für künstlerische Formgebung und Gestaltung an der Werkkunstschule Flensburg. Seit 1962 stellt der Künstler regelmäßig im In- und Ausland aus. So hatte er Ausstellungen in beinahe allen deutschen Großstädten, sein internationales Betätigungsfeld erstreckt sich auf Belgien, China, Dänemark, Estland, Frankreich, Griechenland, Italien, Österreich, Monaco, Niederlande, Polen, Spanien und die Schweiz. 

Die Taufe

Abraham van Diepenbeeck (1596-1675) malte 1630 Karfreitagsbilder für den dreistufigen Barockaltar in der City-Kirche in Aachen. Sylvester 2011 gingen die Bilder bei einem Brand verloren. Uwe Appold hat die Bilder in dem dreistufigen Altar jeweils mit einem eigenen Thema entwickelt. Das schwebende weiße Taufkleid im unteren Bild erinnert an die Putten im Mittelbild der ursprünglichen Gestalt von van Diepenbeecks Hochaltar. Die Farbe Weiß wird ab dem Zweiten Vatikanischen Konzil als Christusfarbe der Reinheit, Auferstehung und das Lichts gedeutet. Die liturgische Farbe Violett gilt als Farbe der Buße und als Vorbereitung für hohe Feste wie Weihnachten und Ostern. Das Oval ist eine Reminiszenz an das Barock, das diese geometrische Form als Ausdruck der Ausweitung verstand und damit die Kreisform der Renaissance überwinden wollte. Das Taufkleid in der Mitte des Bildes ist kein historisches, sondern ganz neu. Bestellt aus dem Internet, so wie das viele heute vermutlich machen, erzählt Uwe Appold. „Es sollte ganz bewusst kein bereits genutztes Taufkleid sein. Dieses Taufkleid steht jedem noch zu Taufenden zur Verfügung. Es ist somit auch ein Symbol des Neubeginns, der gerade in diesen Zeiten besonders wichtig ist“, sagt Uwe Appold.

Die beiden weiteren Bilder bleiben noch verhüllt. Bis zur Heiligtumsfahrt 2023 wird jedes Jahr eine weitere Arbeit Uwe Appolds enthüllt. So komplettiert sich die Installation bis zu den Wallfahrtstagen. Die drei Bildthemen spannen den Bogen in dem Barockaltar von 1630 über die Gegenwart in die Zukunft. Sie suchen den Dialog mit den Gästen der City-Kirche und den Wallfahrern der Heiligtumsfahrt im Jahr 2023. Während der Wallfahrtstage ergänzt außerdem noch eine regelmäßige Live-Performance die Installation. Zur Performance stehen die Kleider vieler Frauen aus verschiedenen Nationen und Ländern symbolisch für die vielen Alltagsstoffe, die eine Tiefe und eine Geschichte bekommen durch die Menschen, die sie tragen – für die Vielen, die zur Heiligtumsfahrt nach Aachen kommen.

„Wir danken der Stiftung „Stiftungsforum Kirche im Bistum Aachen“, die das Projekt großzügig unterstützt. Ebenso der Pax-Bank, dem katholischen Hilfswerk Misereor, der Evangelischen Studierendengemeinde Aachen (ESG) sowie der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen (KHG)“, betont Domvikar Matthias Fritz, Mitglied der Vorbereitungsgruppe der Installation.

„Entdecke mich“ – so lautet die Aufforderung der Heiligtumsfahrt Aachen. „Entdecken auch Sie den Glauben, die Menschen und ihre Geschichten – in den vier Aachener Heiligtümern, aber auch in der Kunst-Installation „Lebenskleider“, lädt Dompropst Rolf-Peter Cremer ein.

Zum Hintergrund: die Heiligtumsfahrt Aachen und Kornelimünster

Aufgrund der Corona-Pandemie sind die für Juni geplanten Heiligtumsfahrten in Aachen und Kornelimünster verschoben. Neuer Termin für die Heiligtumsfahrt Aachen ist 9. bis 19. Juni 2023. Die Heiligtumsfahrt in Kornelimünster findet vom 10. bis 18. Juni 2023 und vom 10. bis 17. September 2023 statt. In der langen Geschichte der Aachener Heiligtumsfahrt – die seit dem Pestjahr 1349 im siebenjährigen Rhythmus stattfindet – ist dies nicht die erste Verschiebung. Im Kriegsjahr 1944 fiel die Wallfahrt aus. Ein Jahr später gab es die sogenannte Kleine Heiligtumsfahrt, 1951 wieder eine große.

Tausende Menschen werden sich 2023 wieder auf den Weg zum Aachener Dom machen. Ihr Ziel sind die vier Tuchreliquien, die seit 1349 alle sieben Jahre aus dem Marienschrein entnommen und zehn Tage lang im Dom und auf dem Katschhof verehrt werden. Dabei handelt es sich der Überlieferung nach um das Kleid Marias, das sie in der Geburtsnacht getragen hat, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch des heiligen Johannes des Täufers und das Lendentuch Jesu.

Das biblische Leitwort für die Heiligtumsfahrt 2023 lautet „Für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15). Es ist die Frage an die Christen, wie sie Jesus als den von Gott gesandten Christus anerkennen. Ergänzt wird es durch das Motto „Entdecke mich": eine Einladung, das Wahrhaftige im Menschen und in sich selbst zu finden, Christus und den Glauben neu oder anders entdecken durch das Erlebnis der Heiligtumsfahrt.

Nähere Informationen zur Heiligtumsfahrt gibt es unter

www.heiligtumsfahrt2023.de

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