Hinsbeck (hk). Nach 167 Jahren segensreicher Tätigkeit in der Kranken- und Altenpflege der Gemeinde Hinsbeck haben zum 7. Mai die letzten beiden Mauritzschwestern, Schwester Oberin Agnes (78) und Schwester Giselinde (80), auf eigenen Wunsch und auf Grund des fortgeschrittenen Alters Hinsbeck verlassen und in das Mutterhaus in Münster zurückkehren. Neue Schwestern wird die „Genossenschaft der barmherzigen Schwestern vom dritten Orden des hl. Franziskus auf St. Mauritz“, kurz Mauritzschwestern genannt, nicht mehr stellen. Sie wurden am 05.05.23 in einer sehr persönlichen und emotionalen Feier verabschiedet. Pfarrer Wiegandt, der stellv. Bürgermeister der Stadt Nettetal, Harald Post. Besonders fiel aber der Dank des Kirchenvorstands aus, die bis zum Verkauf des Hauses an des Deutsche Rote Kreuz Dienstgeber im Marienheim waren. „Wir haben immer sehr vertrauensvoll, in guten und in nicht so guten Zeiten zusammen gearbeitete,“ so der stellv. Vorsitzende des KV, Herbert Heitzer. Zum Schluss des offiziellen Teils überraschte der Hinsbecker Ortsvorsteher aber noch die beiden Ordensfrauen. Bereits in 2020 hatte der VVV Hinsbeck beschlossen, beiden die Jütte-Medaille in Gold zu übereichen. Da dies aufgrund der Coronapandemie nicht möglich war, über nun die Ehrung, von denen die Schwestern sehr ergriffen waren.
Am darauffolgenden Sonntag hatte die Gemeinde von St. Peter Hinsbeck dann die Möglichkeit, sich ebenfalls bei den Schwestern zu verabschieden.
Kurz zur Historie des Wirkens der Schwestern in Hinsbeck: Auf Initiative des Grafen von Schaesberg übernahmen am 13. Mai 1856 die ersten beiden Mauritzschwestern eine kleine Krankenstation, der 1861 ein Krankenhaus mit der Bezeichnung „Marien-Hospital“, der frühere Neershof (später Bäckerei Compans), folgte. Das heutige Marien-Hospital an der Landstraße ließ Gräfin Mechthilde erstellen und wurde 1884 bezogen, zunächst ohne Kapelle. Erst 1898 ließ die Pfarrgemeinde für die Mauritzschwestern eine durch Spenden finanzierte kleine Kapelle anbauen. Am 10. Juni 1902 übertrug Graf Heinrich von Schaesberg das Marienhospital der Katholischen Pfarrgemeinde. Die Verwaltung übernahm ein Kuratorium, Vorsitzender war der jeweilige Pfarrer. Das jeweilige Oberhaupt der Familie von Schaesberg führte den Ehrenvorsitz. Die Pflege blieb bei den Mauritzschwestern.
Ende 1962 musste auf Forderung des Kreises der Krankenhausbetrieb aufgegeben werden, was bis Mitte 1967 abgeschlossen war. Das Marienhospital wurde in ein Altenerholungsheim mit der Bezeichnung „Marienheim“ umgewandelt. Damit änderte sich die Arbeit der Mauritzschwestern, statt Krankenpflege hieß es nun Altenpflege. Im Laufe der Zeit wurde das Altenheim mehrfach vergrößert. Heute hat es 112 Plätze, 15 Doppel und 82 Einzelzimmer. 2021 wurde das Haus an die Conesta-Immobiliengesellschaft verkauft, neuer Träger wurde das DRK Viersen und Düsseldorf.
Die Anzahl der Mauritzschwestern ging mit den Jahren stetig zurück. Schon 6 Monate nach der Ankunft von Schwester Giselinde 2003 war sie allein mit Schwester Oberin Agnes, die 2001 kam. Dass jemand 22 Jahre als Oberin in einem Haus ist (normal sind 6 oder 12 Jahre), ist ungewöhnlich und zeugt von ihrer herausragenden Arbeit. „Das gute Miteinander im Hause, wie eine große Familie, das hat uns beiden immer gutgetan“, bemerkte Schwester Oberin Agnes. „Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, schloss sich Schwester Giselinde an. Beiden ist wichtig, dass das Christliche im Haus weiterhin hochgehalten werden soll. Ihnen und ihren zahlreichen Vorgängerinnen gilt der Dank der Hinsbecker Bevölkerung für 167 Jahre intensive Pflege und Betreuung.
In der Verabschiedungsmesse erhielten die beiden Schwestern dann noch eine hohe Ehrung. Ihnen wurde das Ambrosius - Kreuz durch Pfr. Wiegandt und Udo van Neer überreicht.