80 Kartons voller historischer Zeugnisse

Findbuch an die Pfarrei Heilig Geist Jülich übergeben - Pfarrarchiv Selgersdorf St. Stephanus erschlossen und restauriert - Landschaftsverband Rheinland unterstützt die Maßnahme

Übergabe im Diözesanarchiv: Dr. Peter Nieveler (M.) und Pfarrer Josef Wolff (l.) nehmen das Findbuch von Dr. Beate Sophie Fleck, Leiterin des Diözesanarchivs Aachen, entgegen. (c) Bistum Aachen - Anja Klingbeil
Übergabe im Diözesanarchiv: Dr. Peter Nieveler (M.) und Pfarrer Josef Wolff (l.) nehmen das Findbuch von Dr. Beate Sophie Fleck, Leiterin des Diözesanarchivs Aachen, entgegen.
Datum:
Do. 24. März 2022
Von:
Stabsstelle Kommunikation

Aachen / Jülich, - Geschichte zum Anfassen: Viele Pfarrarchive im Bistum Aachen reichen oft zurück bis ins Mittelalter. Sie erzählen nicht nur die Historie der Kirche, sondern auch die Entwicklung von Dörfern und Städten, von Kriegen und Hungersnöten. Aufgrund der Fülle von Handschriften, Kirchenbüchern und Akten wird es für die Gemeinden immer schwieriger geeignete Räume zu finden, um die wertvollen Dokumente sowohl aus konservatorischen Gesichtspunkten als auch aus dem Blickwinkel des Datenschutzes heraus sicher unterzubringen. Immer mehr Gemeinden nutzen deswegen die Möglichkeit, ihre Pfarrarchive als Depositum dem Bischöflichen Diözesanarchiv des Bistums Aachen zu übergeben – so auch jüngst die Pfarrei Heilig Geist in Jülich. Sie übergab das Pfarrarchiv der ehemaligen Pfarrei Selgersdorf St. Stephanus, die seit 2013 als Gemeinde zur Pfarrei Heilig Geist Jülich gehört, an das Diözesanarchiv.

Erstmals erwähnt wurde die Pfarrei Selgersdorf 1223 – entsprechend umfangreich ist also ihr Archivbestand. Seit 2016 wurden in verschiedenen Schüben vom Jülicher Alt-Bürgermeister Dr. Peter Nieveler die unsortierten und zum Teil stark beschädigten Archivalien nach Aachen gebracht. Schließlich waren 80 Archivkartons gefüllt. „Seit dem Bezug unseres Neubaus in der ehemaligen Kirche St. Paul im Jahr 2018 steht bei uns auch für solche Mengen reichlich Platz zur Verfügung“, sagt Dr. Beate Sophie Fleck, Leiterin des Diözesanarchivs. Aufgrund der Fülle der vorhandenen Materialien, die auch weit über dem Durchschnitt der sonst erhaltenen Quellen aus anderen Gemeinden liegt, übergab das Diözesanarchiv diese an einen externen Dienstleister für Archivarbeiten. „Dies war nur möglich, weil das Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) die Erschließung der über 1000 Akten, die bis 1604 zurückgehen, finanziell unterstützte“, sagt Dr. Beate Sophie Fleck. Aus diesen über 1000 Akten und anderen Dokumenten des Pfarrarchivs ist so ein Findbuch entstanden, das Dr. Peter Nieveler und Josef Wolff, Leitender Pfarrer der Pfarrei Heilig Geist Jülich, nun entgegennahmen. Im Findbuch gebündelt gibt es zu jedem Dokument eine kurze inhaltliche Angabe, den Zeitraum und die Signatur, damit bei Bedarf das genau passende Stück jederzeit identifizierbar ist. „Wir freuen uns, dass das umfangreiche Archiv  im Diözesanarchiv in restauriertem Zustand gut untergebracht und für wissenschaftliche Zwecke nutzbar gemacht ist“, betonen Dr. Peter Nieveler und Pfarrer Josef Wolff. Sie sind begeistert vom Angebot des Bistums Aachen. „Es ist ganz großartig, dass die Möglichkeit für die Gemeinden besteht, ihre Pfarrarchive im Diözesanarchiv zu lagern – ganz kostenlos“, sagt Pfarrer Josef Wolff.

Einige der Schriftzeugnisse waren durch schlechte Lagerung und Kriegsbeschädigungen verdreckt, schimmelig, hatten Löcher, waren also nicht nutzbar. Neben der Verzeichnung waren also zusätzlich noch aufwändige Restaurierungsarbeiten nötig, die ebenfalls vom LVR unterstützt wurden. Im Digitalisierungszentrum des LVR wurden zusätzlich die Kirchenbücher  eingescannt und somit digitalisiert, die auf der Plattform Matricula, https://data.matricula-online.eu/de/, im Internet für jeden Interessierten kostenlos einsehbar sind. Ein Blick in alte Pfarrarchive und Kirchbücher lohnt: Das Pfarrarchiv Selgersdorf erzählt etwa auch die Geschichte des verschwundenen Pfarrers. Nach dem Tod von Joseph Thomé, Pfarrer in Selgersdorf von 1853 bis 1855, verschwand seine Leiche unter ungeklärten Umständen. „Sie ist wieder aufgetaucht und auch richtig begraben worden“, weiß Dr. Peter Nieveler.

Das Diözesanarchiv – Gedächtnis des Bistums Aachen

Das Pfarrarchiv Selgersdorf ist nun nach Abschluss der Maßnahmen im Diözesanarchiv für jeden Forschenden nach Anmeldung einsehbar. Untergebracht ist das Diözesanarchiv mit drei Kilometern Archivalien in der ehemaligen Kirche St. Paul an der Jakobstraße. Zu den wichtigsten Beständen zählen unter anderem Dokumente der Bischöflichen Sekretariate, des Generalvikariates und des Domkapitels. Weitere Informationen: www.dioezesanarchiv-aachen.de

Findbuch Pfarrarchiv Selgersdorf St. Stephanus

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