missio fordert verstärkten Kampf gegen sexuellen Online-Missbrauch

Internationale (Online-) Fachkonferenz „Eine Welt. Keine Sklaverei“: Petition an die Bundesregierung gestartet

missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener unterzeichnete heute in Aachen die Petition der Aktion Schutzengel (c) Christian Schnaubelt / missio
missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener unterzeichnete heute in Aachen die Petition der Aktion Schutzengel
Datum:
Do. 24. Juni 2021
Von:
missio Aachen

Einen verstärkten Kampf gegen sexuelle Online-Ausbeutung von Kindern fordert das katholische Hilfswerk missio in Aachen und erhält dabei Unterstützung von Expertinnen sowie Experten aus Afrika, Asien und Europa. Die Petition „Schützt Kinder vor Online-Missbrauch“ wurde am 22. Juni auf der (Online-) Konferenz „Eine Welt. Keine Sklaverei“ in Aachen mit internationaler Unterstützung gestartet.

„Die neueste Form der modernen Sklaverei ist Online-Missbrauch. Die Mehrheit der Opfer sind Kinder“, kritisierte Schwester Mary John Mananzan aus Manila. „Die Präventionsarbeit und Hilfe für die Opfer vor Ort ist enorm wichtig“, sagt missio-Präsident Dirk Bingener. „Aber das allein reicht nicht. Das Problem ist so groß, dass verstärkt internationales Handeln gefordert ist. Alle sind dabei gefragt: Strafverfol-gung, Politik und die Internet-Dienste-Anbieter.“

Aus diesem Grund fordert das katholische Hilfswerk in der heute gestarteten Petition „Meine Stimme gegen sexuellen Online-Missbrauch“ ganz konkrete Änderungen: "Plattformen wie Facebook in die Pflicht nehmen, mehr Zeit für die Ermittlungen durch die Sicherung von Daten und mehr Ermittelnde, das sind die Forderungen unserer Petition. Beteiligen Sie sich daran, jede Stimme zählt!", betonte Bingener.

„Moderne Sklaverei hat heute vielfältige Erscheinungsweisen. Mit dem Start der Online-Petition der ‚Aktion Schutzengel‘ appellieren wir an die Bundesregierung dem Kinderschutz auf Internet-Plattformen die oberste Priorität einzuräumen.“ Zu den Erstunterzeichnenden der Petition gehören neben Expertinnen und Experten aus den Philippinen, Belgien, Ghana und der DR Kongo unter anderem in Deutschland die kfd-Bundesvorsitzende Mechthild Heil, BDKJ-Bundespräses Stefan Ottersbach, DPSG-Bundeskurat Matthias Feldmann und Pfarrer Peter Kossen.

missio unterstützt in den Philippinen Projektpartner im Kampf gegen sexuelle Ausbeutung und Online-Missbrauch. Mit einem Aufklärungs- und Schutzprogramm in der Millionenstadt Cebu konnten über 6000 Kinder und Eltern vor den Fängen der Internettäter bewahrt werden. In dem PREDA-Zentrum des missio-Projektpartners Pater Shay Cullen erhalten inzwischen Opfer von sexuellem Online-Missbrauch seelsorgerisch-therapeutische Hilfe. Das 13-jährige philippinische Mädchen Paloma konnten dank einer Polizeirazzia aus den Fängen der Zuhälter befreit werden und bei PREDA Zuflucht finden. Zuvor war sie online von mehreren tausend Männern sexuell missbraucht worden. Nach Angaben des FBI sind jeden Moment im Internet rund 750.000 pädosexuelle Täter auf der Jagd nach Kindern.

Die meisten von ihnen bleiben unentdeckt, obwohl sie vielfach gewöhnliche Internetkanäle verwenden. So kamen die Strafverfolgungsbehörden im April 2021 nur durch Zufall einem Deutschen auf die Spur. Er hatte vom Computer aus über Skype befohlen, wie ein fünfjähriges Mädchen in den Philippinen sexuell missbraucht werden sollte. Er wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Die missio-Projektpartner in den Philippinen sind alarmiert, weil sich die Zahl der Opfer in vergangenen Jahren verdoppelt und verdreifacht hat.

Die an die Bundesregierung gerichtete Petition von missio umfasst drei zentrale Forderungen: Erstens eine Schutzpflicht, mit der Facebook und anderer Plattformen verpflichtet werden, nach Online-Darstellungen von Kindesmissbrauch aktiv zu suchen und diese zu melden. Zweitens eine sinnvolle Datenspeicherung, damit mehr Fälle strafrechtlich verfolgt werden können und drittens eine höhere Zahl an Ermittelnden beim BKA im Bereich des Online-Kindesmissbrauchs.

„Eine Welt. Keine Sklaverei“

Der Kampf gegen sexuellen Online-Missbrauch gehört zu dem Themenspektrum der Aktion Schutzengel mit dem Titel „Eine Welt. Keine Sklaverei“. Auf der gleichnamigen Internationalen (Online-) Konferenz berichten am 22./23. Juni 2021 zahlreiche Experten über Formen moderner Sklaverei in Ghana, Kongo, Indien und den Philippinen. Zu Wort kamen unter anderem der Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi und Schirmherr Bundesminister Gerd Müller, der betonte: „Jetzt ist die Zeit zum Handeln. Der Beschluss des Lieferkettengesetzes durch den Bundestag war ein wichtiger Meilenstein, aber es ist noch viel zu tun. Hilfswerke wie missio leisten dabei einen wichtigen Beitrag.“ Dies unterstrich auch Kailash Satyarthi, der verdeutlichte: „Kinder leiden heute in vielen Ländern unter moderner Sklaverei“.

„Wir folgen dabei dem Appell von Papst Franziskus und bekämpfen Sklaverei als ‚Verbrechen gegen die Menschlichkeit‘. Dabei erheben wir gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern in Afrika und Asien unsere Stimme“, verdeutlichte missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener am 22. Juni in Aachen. 

Die Petition „Schützt Kinder vor sexuellem Online-Missbrauch“ kann ab sofort digital unterzeichnet werden auf www.missio-hilft.de/schutzengel-petition.

 

Wer ist missio?

Das Internationale Katholische Missionswerk missio Aachen ist eines der großen deutschen Hilfswerke und gehört zu einem Netzwerk von rund 120 missio-Werken weltweit. missio Aachen verfügte 2019 über ein Projekt- und Kampagnenvolumen von rund 47,4 Millionen Euro, mit dem 946 Projekte in 68 Ländern gefördert wurden. missio Aachen unterstützt die katholische Ortskirche in Afrika, Asien, dem Maghreb und Nahen Osten sowie Ozeanien. Diese Förderung stärkt die pastorale, soziale und interreligiöse Arbeit, die Infrastruktur sowie die Ausbildung von Laien, Priestern und Ordensleuten der katholischen Kirche in diesen Regionen. Mit ihrer Arbeit erreicht die Kirche dort nicht allein Christen, sondern trägt zur Verbesserung der Lebensumstände der gesamten Gesellschaft bei. In vielen Ländern Afrikas, Asiens und Ozeaniens ist die Kirche oft die einzige Institution, die alle Menschen erreicht, da staatliche Strukturen schwach sind.