Wir müssen die Menschen froh machen...

Über die Situation der Suppenküchen in Sibirien

Die Suppenküchen der Caritas in Omsk und in Novosibirsk besuchen täglich je 70-100 bedürftige Menschen. (c) SPSF
Die Suppenküchen der Caritas in Omsk und in Novosibirsk besuchen täglich je 70-100 bedürftige Menschen.
Datum:
Fr. 23. Dez. 2022
Von:
Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus

„Wir müssen die Menschen froh machen“, ein Zitat der hl. Elisabeth von Thüringen, das mit einfachen Worten ein hohes Ziel formuliert.

Die Suppenküchen der Caritas in Omsk und in Novosibirsk besuchen täglich je 70-100 bedürftige Menschen. Viele der Besucherinnen und Besucher sind einsame alte Frauen und Männer mit einer sehr kleinen Rente, oder Menschen mit psychischen Problemen, für die es keine anderen sozialen Kontakte gibt. Das Mittagessen besteht aus Suppe, Hauptgericht, Tee und Brot. An Festen gibt es auch ein selbst gebackenes süßes Brötchen. Fleisch oder Fisch steht seit den enorm gestiegenen Lebensmittelpreisen nur noch selten auf dem Speiseplan. Ein Mittagessen kostet die Caritas 1,40 Euro. Für viele der Besucher ist es die einzige Mahlzeit am Tag.

Doch der Besuch in der Suppenküche ist noch aus einem anderen Grund für sie lebenswichtig: Hier bekommt jeder Aufmerksamkeit und Zuwendung und es werden oft kleine Feste gefeiert. Sie sind der einzige Ausgleich zu ihrem tristen, grauen und einsamen Alltag. Die Mitarbeiterinnen sind im Erfinden von Festen sehr kreativ. So gibt es zum Beispiel das „Fest der gelben Farbe“. Das bedeutet, dass alle Besucher an diesem Tag irgendein gelbes Kleidungsstück, eine Kette oder eine Brosche in dieser Farbe auswählen. Wer etwas in dieser Farbe an sich hat, der nimmt an einer Lotterie teil. Gewinnen kann man Seife, Zahnpasta, Socken oder ähnliches. Beim Herbstfest „Miss Herbst“ haben sich die meisten Besucher mit bunten Blättern geschmückt. Sie tragen selber Gedichte vor und singen mit großer Begeisterung. Die Kinder aus dem Kinderzentrum spielen mit Hingabe kleine Theaterstücke, tanzen für die Großmütter und Großväter und schenken ihnen etwas selbst Gebasteltes. Besonders die Migrantenkinder machen das mit Enthusiasmus und Liebe. Ihnen fehlen ihre Großeltern sehr, die in ihren Heimatdörfern zurückgeblieben sind. Die Besucher der Suppenküche sind für sie zu Ersatz-Großeltern geworden. Und die Babuschkas und Djeduschkas (Omas und Opas) sind glücklich über den Kontakt zu den Kindern. Für ein solches Fest braucht die Caritas circa 20 Euro für ein paar Süßigkeiten und die Gewinne der Lotterie.

Auf das Weihnachtsfest bereiten sich die Mitarbeiterinnen der Suppenküchen schon ab Oktober vor. Schließlich sollen die Weihnachtsgeschenke für die Besucher für sie unvergesslich sein und praktisch noch dazu. Von jedem Besucher werden einige Porträt-Fotos gemacht. Das beste Foto wird auf gutem Fotopapier ausgedruckt und schön verpackt. Das ist ein wunderbares Geschenk für die Bewohner, die meist schon seit vielen Jahren kein Foto mehr von sich machen lassen konnten. Und noch ein ganz praktisches Geschenk gibt es: Für Frauen ein Nachthemd (8 Euro) und für Männer Socken und eine lange Unterhose (9 Euro). Das eigene Budget der Besucher lässt nicht zu, sich so etwas zu kaufen.

Weil das orthodoxe Weihnachtsfest am 7. Januar immer in die staatlich verordnete arbeitsfreie Zeit fällt, feiert die Caritas am 27. oder 28. Dezember mit den Besuchern der Suppenküche und den Kindern Weihnachten und den Jahreswechsel. Danach bekommt jeder Besucher ein individuell zusammengestelltes Lebensmittelpaket für die Ferientage bis zum 10. Januar. Wer selber keinen Herd hat, bekommt Fertignudeln und Kartoffelbrei, die man nur mit heißem Wasser aufgießen braucht, dazu Obstkonserven, Tee und haltbares Gebäck. Die Anderen bekommen Reis, Buchweizen, Makkaroni und Gemüsekonserven. So ein Lebensmittelpaket kostet etwa 22 Euro. Die Beschenkten macht dieses Päckchen glücklich und froh.

 

Die Armen-Schwestern vom hl. Franziskus engagieren sich mit ihrer Sibirienhilfe für die seelische und körperliche Not der Menschen in Sibirien. Ordensschwestern der Gemeinschaft haben über viele Jahre die Caritasarbeit im postkommunistischen Russland aufgebaut. Inzwischen leben und arbeiten die Schwestern wieder in Deutschland, aber die Verbundenheit und der Kontakt bleibt, und auch die Nöte und Sorgen der Menschen wurden nicht vergessen. Weitere Infos zur Sibirienhilfe finden sich auf der Webseite des Ordens: www.schervier-orden.de