Ukrainische Caritas-Präsidentin besorgt

Bitte um Gebet und Solidarität für ukrainisches Volk an Weihnachten

Ukraine (c) pixabay.com
Ukraine
Datum:
Do. 23. Dez. 2021
Von:
Renovabis

KIEW / LEMBERG / FREISING. Der Hauptgeschäftsführer der katholischen Osteuropa-Solidaritätsaktion Renovabis, Professor Thomas Schwartz, ist sehr besorgt über „den sich immer mehr zuspitzenden Ukraine-Konflikt“ an der russisch-ukrainischen Grenze. Er sehe „unmittelbar die Gefahr einer neuen humanitären Katastrophe in Europa auf uns zukommen“.

Aus einem mit der Präsidentin der Caritas Ukraina, Tetiana Stawnychy, in Freising am Renovabis-Sitz geführten Gespräch leitet Schwartz abermals eine ungewisse Zukunft für das Land ab. In der Ukraine hat Renovabis über die letzten 29 Jahre rund 4.000 Projekte mit 120 Millionen Euro zur Erneuerung des kirchlichen Lebens und der Zivilgesellschaft gefördert. Die ukrainische Bevölkerung habe „trotz erheblicher Unterstützung“ ihrer jungen Demokratie ganz offensichtlich die moralische Zuversicht in die substantielle Rückendeckung durch den Westen immer mehr verloren, erfuhr der Renovabis-Chef von seinem ukrainischen Gast. Seit acht Jahren trage die ukrainische Bevölkerung bereits „die Last des einzigen aktiven Krieges auf dem Territorium Europas und sie ist verständlicherweise erschöpft“, so Caritas-Präsidentin Stawnychy, und weiter: „Sollte es jetzt zu einer weiteren Eskalation kommen, könnte die bereits schwierige humanitäre Lage, die derzeit schon 2,9 Millionen Menschen direkt betrifft, zu einer sehr viel größeren humanitären Krise werden, von der dann ein erheblicher Teil der 43 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung betroffen wäre.“ Sie appelliert: „Bitte beten Sie in dieser Weihnachtszeit in Solidarität für das ganze Volk der Ukraine.“

Auch im achten Jahr ununterbrochenen Krieges bleibe die humanitäre Situation in der Ostukraine katastrophal: Seit 2015 gebe es bereits 3,5 Millionen Binnenvertriebene. Stawnychy: „Während ihre Zahl seitdem zurückgegangen ist, werden im humanitären Reaktionsplan der Vereinten Nationen für 2022 schätzungsweise 2,9 Millionen Ukrainer, hauptsächlich diejenigen, die in der Nähe der Kontaktlinie leben, immer noch als „höchstbedürftig“ ausgewiesen.“ Sie seien weiterhin auf humanitäre Hilfe angewiesen ‑ auch wenn die Situation im kommenden Jahr nicht eskaliere.

„Hoffnungen auf wirtschaftliche Gesundung und positive Entwicklung der Ukraine sind jetzt erst einmal erstickt“, so Schwartz. Es sei zu befürchten, dass Russlands von den Vereinten Nationen nicht anerkannte Einverleibung der Krim und die nicht von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebieten in der Ostukraine Muster sein könnten für ein sehr viel dramatischeres Szenario mit abermals extremem Flüchtlingselend im europäischen Grenzland.

Der Chef der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa will es „einfach nicht glauben, dass eine so kultivierte alte christliche Nation mit europäischer Prägung wie Russland die Bevölkerung ihres Nachbarlandes ausgerechnet am Vorabend des Weihnachtsfestes derart ängstigt: Hoffen wir, das die befürchtete neue Flüchtlingskrise ausbleibt und niemand hinter den russisch-ukrainischen Grenzen aus seiner angestammten Heimat in eine ungewisse Zukunft vertrieben wird.“