KAKAOAROMA

Folge 50 des Blogs "WELTEN - SPRÜNGE. Eifel, Amazonas und zurück" von Friederike Peters

Aromakakao (c) Friederike Peters
Aromakakao
Datum:
Mo. 13. Sep. 2021
Von:
Friederike Peters

Sie haben es geschafft! Der organisch angebaute Edelkakao aus Zancudo Cocha ist zur internationalen Erfolgsgeschichte geworden. Die Schokorohmasse aus Samona macht gerade die ersten Schritte im Schokohandel der Schweiz. “Die Hoffnung macht als letzte die Tür zu!” sagt man in Ecuador. Die Hoffnungsträger haben recht behalten, nach zehn Jahren.

Zancudo, WWF, PACARI (c) Friederike Peters
Zancudo, WWF, PACARI

Ende 2010 waren wir auf Einladung des Bistums in Aachen und Umgebung unterwegs, Elsa, die Kakaobäuerin aus Samona am Napofluss und Alfredo, Kakaobauer und Friedensrichter der Verbandsgemeinde Zancudo am Aguarico, einem großen Nebenfluss des Napo. Damals haben wir versucht, in der Süßwarenstadt Aachen, aber auch bei der Fairhandelsorganisation GEPA den Edelkakao des Unteren Napo und Aguarico bekannt zu machen. Elsa, Alfredo und viele Kakaobäuerinnen mit ihnen erhofften sich einen neuen Absatzmarkt mit gerechten Preisen auch für die Produzenten des Genusses. Wir wurden abgewiesen, weil die Experten von großen Zahlen und Dollarzeichen auf ihren inneren Brillen geblendet waren. Wir vertraten ja nur kleine Urwaldbauern. Was sollten die schon bringen? Die sollten doch erstmal groß werden.

Nicht abgewiesen wurden wir in vielen Schulen, Gruppen und Pfarreien. Einen ganzen Monat lang berichteten wir täglich an anderen Orten vom Leben und Arbeiten der Naporuna und von ihrem Kakaoanbau im Amazonaswald. Viele Zuhörerinnen konnten zum ersten Mal im Leben Kakaokerne sehen und probieren. Durch Elsa und Alfredos lebendige Geschichten konnten sie zum ersten Mal hören, auf Fotos sehen und nachvollziehen, was es für einen Unterschied macht, auf Großplantagen ertragreiche Sorten anzubauen oder im Urwald organischen Edelkakao zu pflegen.

Die Samenkörner fielen auf fruchtbaren Boden. Während wir drei ohne neuen Absatzmarkt nach Ecuador zurückkehrten, wuchs in Deutschland mit den Jahren das Bewusstsein für fair gehandelte Schokolade und den Geschmack des Edelkakaos.

Alfredo und Elsa blieben dran, zeitweise als “Zugpferde”, manchmal aus dem Hintergrund. Immer wieder neu ermunterten sie die Dorfbewohnerinnen, weiterzumachen mit dem Kakaoanbau. Ein kleines Kakaoprojekt im Urwald kann nur gelingen, wenn es mit einer Organisation zusammenarbeitet, die die Vermarktung übernimmt und dabei ohne Korruption gerechte Preise an die Produzenten weitergibt. Regierung und NGOs am Unteren Napo sind aber meist ebenfalls am schnellen Erfolg der großen Zahlen interessiert, nicht an den Menschen, nicht am Kakao. Wenn der ausbleibt, wird das Projekt schnell abgewickelt. Die Naporuna bleiben zurück mit ihren Kakaobäumen.

Das Blatt begann, sich zu wenden, als der WWF auf Zancudo traf und gemeinsam mit den Menschen eine tatsächlich andere Art von Projekt aufbaute. Dem WWF ging es zunächst um die selten gewordenen Urwaldtiere, die in Zancudo leben. Sie suchten Möglichkeiten, mithilfe der Dorfbewohner den Schwarzen und Roten Panther zu schützen, den Rosa Delfin. Im Gespräch wurde bald klar, dass das nur möglich ist, wenn es auch den Menschen besser geht. Edelkakao wurde die Lösung. Der WWF brachte die international prämierten ecuadorianischen Edelschokoladeproduzenten von PACARI nach Zancudo. Sie kaufen nun den organisch angebauten Aromakakao des Dorfes und bezahlen 200 US$ Festpreis pro Sack, wo andere Händler 60 - 120 $ zahlen. Zugleich bauen die vom WWF bezahlten Wildhüter des Dorfes Kameras an den Wildwechseln auf, überwachen und schützen die Tiere. Unter dem Stichwort “Monitoreo biológico - Zancudo” hat der WWF ein interessantes Video dazu ins Netz gestellt.

Die Hoffnung macht als letzte die Tür zu!