Kambodscha

Situationsbericht von Anselm Kanwischer, Battambang:

Als deutscher Staatsbürger und Mitarbeiter einer deutschen Nichtregierungsorganisation in Kambodscha, während der SARS-CoV-2-Pandemie lebend, fühlt sich in Anbetracht der Beschreibung von Situationen in anderen Ländern die Lage hier vor Ort (derzeit) vergleichsweise glimpflich an.

Laut kambodschanischer Regierung gab es bislang insgesamt nur 122 Fälle von Covid19 im Land. Ob dies tatsächlich so ist oder nicht, ist angesichts der schwer zu durchschauenden Informationspolitik für mich kaum zu beurteilen. Auf der anderen Seite gibt es auch von lokalen gut informierten Kambodschanern keine anderweitigen klaren Erkenntnisse über Erkrankte oder gar Tote aufgrund von Covid19, weshalb derzeit davon ausgegangen werden kann, dass es vermutlich tatsächlich keine starken direkten Auswirkungen durch das Virus auf die Bevölkerung Kambodschas gab.

Dies soll aber nicht heißen, dass die indirekten Auswirkungen ansonsten keine fatalen Folgen haben. Zum einen bestand und besteht teilweise weiterhin eine große Angst vor dem Virus, welche sich auf das Zusammenleben in der Gesellschaft auswirkt. Im März/April führte dies zeitweise zu Diskriminierungen der muslimischen kambodschanischen Minderheit, sowie von Ausländern, welche beschuldigt wurden, das VIrus nach Kambodscha gebracht zu haben. Dies ist glücklicherweise wieder abgeebbt.

Abgesehen von Schließungen der Schulen, Universitäten und Einrichtungen, gedacht zur Vermeidung größerer Menschenansammlungen, deren Folgen noch nicht wirklich absehbar sind, sind merkbar schwierig für die Bevölkerung die zahlreichen Schließungen von großen Fabriken bis zu kleinen Gewerben und der Wegfall des Tourismus. Die Einkommensgrundlage vieler Menschen ist schlicht weggebrochen und erzeugt essentielle Nöte, verbunden mit der Ungewissheit, ob sich dies in absehbarer Zukunft ändern wird.

Von diesen Ängsten bin ich persönlich (abgesehen von der teilweisen Diskriminierung) nicht betroffen und ich bin mir bewusst, einen ökonomisch priviligierten Standpunkt in der Gesellschaft zu haben, aber auch die gesellschaftlichen Ängste und Nöte wirken sich natürlich auch auf mich aus.

Ich hoffe demnach für alle mehr oder weniger direkt oder indirekt Betroffenen, dass es Schritt für Schritt wieder bergauf (und nicht weiter bergab) geht und der immer noch mögliche radikale Absturz ausbleibt.

Anselm Kanwischer, Battambang
13. Mai 2020

Flagge von Kambodscha (c) de.wikipedia.org

Impressionen aus Kambodscha

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