Arbeitsloseninitiativen in Zeiten von Corona

Wie können in der Krise arbeitslose Menschen weiterhin erreicht werden?

Auch die Demos zum 1. Mai mussten ausfallen - hier beteiligt sich, virtuell, das ALZ Krefeld unter dem Motto
Auch die Demos zum 1. Mai mussten ausfallen - hier beteiligt sich, virtuell, das ALZ Krefeld unter dem Motto "Solidarisch ist man nicht allein"
Datum:
Di. 5. Mai 2020
Von:
Kathrin Henneberger

Nicht mal einfach eben ins Kino, Essen gehen oder in der Kneipe mit den Freunden treffen. Allein zuhause. Eine Erfahrung, die nun viele Menschen in Deutschland machen, weil sich das gesellschaftliche Leben aufgrund der Corona-Pandemie verändert hat. Für viele arbeitslose Menschen schon vor Corona Alltag – denn Arbeitslosigkeit macht einsam. 

Da der Mittagstisch so aktuell nicht stattfinden darf, hat sich das ALZ Mönchengladbach eine ambulante Lösung einfallen lassen (c) ALZ Mönchengladbach
Da der Mittagstisch so aktuell nicht stattfinden darf, hat sich das ALZ Mönchengladbach eine ambulante Lösung einfallen lassen

So liegt der Fokus der Solidaritätskollekte in diesem Jahr gezielt auf Projekten, die Erwerbslose zusammenbringen und Orte der Solidarität ermöglichen. „Es braucht Orte, an denen Menschen aus dieser Situation herauskommen, Solidarität und Gemeinschaft erfahren. Orte, an denen sie unter Menschen kommen, die in der gleichen Situation sind, wo sie sich frei bewegen können, sich und ihre Lebensumstände nicht erklären müssen“, betont Bischof Dr. Helmut Dieser. 

In "normalen" Zeiten bieten genau das die Arbeitslosenzentren, Second-Hand-Läden, Beschäftigungsinitiativen, Berufsvorbereitungen und zahlreiche Treffpunkt-Angebote von Krefeld bis in die Eifel. 

Durch die Veränderungen der letzten Wochen hat sich aber auch für die Arbeitsloseninitiativen einiges geändert. Der „normale Alltag“ wurde auf den Kopf gestellt, die Routine für die Menschen, die in den Initiativen beschäftigt sind, lernen, beraten werden und zusammenkommen, abrupt unterbrochen. 

Die Arbeitsloseninitiativen sind weiter aktiv und aufgrund der Krise gefragt

Vielerorts werden Masken genäht - hier im ALZ Krefeld von Katharina Davids, die diese an soziale Einrichtungen weiter verteilt (c) ALZ Krefeld / Michael Margos
Vielerorts werden Masken genäht - hier im ALZ Krefeld von Katharina Davids, die diese an soziale Einrichtungen weiter verteilt

Auch dort, wo Beratungsstellen, Werkbereiche und Treffpunkte geschlossen bleiben müssen, wird versucht, den Kontakt zu den Menschen zu halten. Beratungen werden per Telefon oder Internet angeboten, tagesstrukturierende Angebote zum Mitmachen im Internet gestreamt, über social media wird durch den Dschungel der sich dynamisch ändernden Maßnahmen gelotst oder ganz pragmatisch zur Nähmaschine gegriffen, um Community-Masken herzustellen. 


Bei aller Unterschiedlichkeit ist allen gemeinsam, dass Corona die soziale Arbeit vor ganz neue Herausforderungen gestellt halt – vor allem, da normalerweise Nähe und Niederschwelligkeit grundlegendes Element in der Arbeit der Arbeitsloseninitiativen ist.

Wie kann dies, auch unter den Einschränkungen durch eine Pandemie, weitergelebt werden?

In Mönchengladbach zum Beispiel so: „Bei unserem Mittagstisch haben wir von stationär auf ambulant umgestellt“, erzählt Karl Sasserath vom Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach. „Täglich geben wir so mittlerweile 50 Essen an Besucherinnen und Besucher des Mittagstisches kostenlos ab. Das Angebot wird sehr gut angenommen. Der ambulante Mittagstisch signalisiert den vielfach Alleinstehenden, dass sie nicht alleine sind und sorgt dafür, weiterhin wichtige soziale Kontakte im erlaubten Rahmen aufrechtzuerhalten“. Daneben gibt es einen Gabenzaun im Quartier, der großen Zuspruch findet.  

Auch in Eschweiler können hilfsbedürftige Menschen an einem Gabenzaun, den low tec in den frei gewordenen Räumen aufgebaut hat, Lebensmittel mitnehmen. Wer das Haus nicht verlassen kann, bekommt Tüten mit Lebensmitteln nach Hause geliefert. Schon seit einigen Wochen bietet AMOS in Heinsberg ebenfalls einen Lieferservice für diejenigen, die nicht zur Tafel kommen können. Damit aus "sozialer Distanz" keine "soziale Kälte" wird.