Januar - Ausstellung: "Jeder Tag ist Leben"

PHOTO-2021-01-06-2_15-12-47 (c) Chr. Simonsen
Datum:
Fr. 8. Jan. 2021
Von:
Christoph Simonsen

Die Viersener Künstler*innen Gruppe hat sich nicht gerade den günstigsten Termin ausgesucht, um ihre Arbeiten in der Citykirche zu zeigen; gleichwohl zweifelsohne einer großen Öffentlichkeit die Möglichkeit eines Besuches gegönnt wäre, so bleibt bis auf weiteres das Gebot der Stunde, sich zurückzuhalten, sich ins Private zurückzuziehen, Begegnungen in der Öffentlichkeit zu meiden und Orte des Schutzes und der Zurückgezogenheit aufzusuchen.

Klingt das gewählte Leitwort dieser Ausstellung da nicht gerade zynisch, da doch Leben vor allem gleichbedeutend ist mit: Leben in Beziehung. Leben sucht, braucht, ersehnt, erhofft Berührung, Wärme, Zuwendung: Leben ohne Austausch, ohne Spannung, ohne Bewegungsfreiheit, auch ohne die Möglichkeit, sich abzugrenzen, sich zu unterscheiden von anderen, ist und bleibt eingeschränktes, unvollständiges, eigentlich sogar unlebbares Leben.

„Jeder Tag ist Leben“, also auch diese so abgrenzenden, ausgrenzenden, Stillstand einfordernden Tage? Die Zuschreibung der gewählten Überschrift lässt keine Interpretation möglich: Jeder Tag ist Leben. Nicht: einige, oder: die meisten, oder: fast alle; oder welche Einschränkung auch sonst noch möglich ist. Jeder Tag ist Leben. Uneingeschränkt auch die unseren heute.

Was auffällt: Eine Gruppe von Künstler*innen stellt uns  Bilder zur Verfügung, die eines gemeinsam haben: Sie sind je anders: anders in der Farbgebung, anders im Pinselstrich, anders in der Bildaufteilung, anders in der Motivfindung. Die Andersartigkeit ist das Verbindende im Blick auf diese Bilder.

Einige Beispiele seien erwähnt, ohne dass damit eine Präferenz der Bilder vorgenommen werden möchte:

Da ist das Bild, das einer Luftaufnahme gleicht: die Weite einer Fläche großer Felder verschwommen zeigend, darin Wegkreuzungen.

Da das Bild, das Alltagsszenen zeigt, ein wanderndes Paar, zwei ältere Menschen, die erwartungsvoll nach vorne schauen, ein Clown, von dem ich nicht erkennen kann, ob er lacht oder weint, eine stilisierte Menschengruppe – anonym und doch zusammenstehend.

Da das Bild, das durch den Strahl hervorsticht, der alles nur licht macht.

Da das Bild, das uns vor Augen führt, was mehr als alltäglich ist: Eine Szene auf der Autobahn, denn Mobilität ist das Notwendigste wie auch Selbstverständlichste von der Welt.

Da ist das Bild, das so leicht daherkommt und die unendliche Weite und Freiheit der Wolken vor Augen führt, die kommen und gehen, die ebenso verhüllen und durchscheinen lassen.

Sechs Bilder, sechs Einblicke in das, was auf Leben verweist: Hunger, Emotionalität, Licht, Mobilität, Grenzenlosigkeit.  Bilder, die uns vor Augen führen – im wahrsten Sinn des Wortes – dass Leben mehr ist als eine Momentaufnahme, mehr als ein augenblicklicher Verzicht, mehr als eine Erfahrung trostloser Zeit. Bilder, die uns vor Augen führen, dass Leben mehr ist. Dieses „mehr“ lässt leben, jeden Augenblick.

Schaut gern herein in unsere Citykirche, die selbstverständlich auch in diesen schwierigen Zeiten geöffnet ist zu den bekannten Zeiten. Die ausgestellten Bilder mögen Lebensbegleiter sein – auch heute.

Euer

Christoph Simonsen

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