Ansprache von Christoph Simonsen zum 14. Sonntag im Jahreskreis C

14. Sonntag im Jahreskreis C - 2019

Datum:
So. 7. Juli 2019
Von:
Ursula Fabry-Roelofsen

Evangelium Lk 10,1-12.17-20

In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden! Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe! Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann geht auf die Straße hinaus und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag erträglicher ergehen als dieser Stadt. Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und sagten voller Freude: Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen. Siehe, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über die ganze Macht des Feindes. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!

 

Ansprache

Welchen Namen gibst du Gott?

Wenn Frauen sich in die Haare kriegen, dann kann es schon mal hoch hergehen. So bei Sara, der Frau Abrahams, die sich einmal mit Hagar, ihrer besten Freundin, in einem Streit verfangen hat. Hagar haut schließlich ab, weil sie sich ihrer Freundin nicht gewachsen fühlt und zieht sich in die Wüste zurück. Das alles wird im ersten Buch der Bibel, im Buch Genesis, beschrieben. Dort in der Wüste geschieht dann etwas sehr Wertvolles und Nachhaltiges. Zum ersten Mal spricht ein Mensch Gott mit einem Namen an, noch bevor Gott selbst sich mit dem Namen Jahwe erklärt. Hagar betet nämlich dort in der Wüste und beginnt ihr Gebet mit „Du, der du nach mir schaust“. Nachdem sie so mit Gott gesprochen hat, findet sie wieder Kraft, so beschreibt es die Heilige Schrift, ihre Wege zu gehen und sich den Dingen des Lebens zu stellen. Auch Sara konnte sie wieder in die Augen schauen und sich dem aussetzen, wovor sie zuvor weggelaufen war. 

Hagar gibt Gott einen Namen. Und mit diesem Namen verknüpft sich, was sie ersehnt, was sich in ihrem Innersten  verbirgt. Der Name, den sie Gott gibt, ist zugleich ihr Lebenswunsch, behütet und beschützt zu sein. Indem sie in Gott ihren Beschützer findet, vermag sie wieder neu ihre Schritte ins Leben zu gehen.

 

Gott hat viele Namen, so beten wir, wenn wir uns betend verbinden mit Menschen anderen Glaubens. Ja, das ist wahr, Gott hat viele Namen. So wie Hagar Gott einen Namen gegeben hat, so sind wir auch eingeladen, Gott einen Namen zu geben. Wie ein geliebter Mensch oder eine gute Freundin nicht einfach nur Fritz oder Lieselotte heißt, sondern mit einem ganz besonderen Kosenamen bedacht wird, der eine ganz persönliche Bedeutung hat zwischen diesen beiden vertrauten Menschen, so dürfen wir auch Gott einen Namen geben, der die ganz besonders tiefe innige Freundschaft zwischen uns und ihm ausdrückt. Denn der Name, den ich meinem Freund Gott gebe, er kann auf den Punkt bringen, was meine Sehnsucht ist, was meinem Leben Richtschnur ist. Gott hat viele Namen. Ein Name Gottes liegt in unserer Seele und zeigt sich in unserer ganz persönlichen Sehnsucht. Wenn wir Gott auf diese Weise ansprechen, dann finden wir einen ganz persönlichen Draht zu ihm.

Mit diesem Namen Gottes, mit unserer ganz persönlichen Anrede Gottes, sollen wir uns auf den Weg machen von Dorf zu Dorf. Wir sollen keinen normierten Gott, keinen gemachten Gott künden, sondern den Gott, dessen Name in uns lebt und der uns bewegt, den sollen wir künden. Keinen Vorgegebenen, Vorgekauten, in Frischhaltedosen aufbewahrten Gott sollen wir künden und leben, sondern den Gott, der unsere Sehnsucht beflügelt, der uns Mut macht, mitten hinein zu gehen in diese Welt, die so unvollkommen und so widersprüchlich ist, in die Welt, in der es Schafe und Wölfe gibt und einer den anderen auffrisst. In diese Welt sollen wir gehen und zwar barfuß, damit wir den Bodenkontakt nicht verlieren und unmittelbar spüren, wie sich die Welt anfühlt. Wie damals Hagar in die Stadt zurückgeht und die offene Begegnung sucht mit Sara und dabei ihren Namen Gottes auf den Lippen trägt „Du, der du nach mir schaust“, so dürfen auch wir hineingehen in die Konflikte unseres Lebens, so dürfen auch wir uns offenherzig den vielen verschlossenen Türen in dieser Welt stellen, wenn wir um einen Gott wissen, dessen Name unserer Sehnsucht Kraft verleiht. Gott hat viele Namen. Der Name, den ich Gott gegeben habe, heißt: „Du, der du Ja sagst zu mir“. Welchen Namen habt ihr Gott gegeben? Mit diesem Namen dürfen wir losgehen ins Leben mitten hinein in die Welt der Schafe und Wölfe.

 

Christoph Simonsen