Hubert vom Venn

Die Partei – Kreisverband Aachen

Hubert vom Venn (c) Heike Eisenmenger
Hubert vom Venn
Datum:
Fr. 29. Apr. 2022
Von:
Kirche gegen Rechts

Auch in Zukunft wird Deutschland viele Menschen aufnehmen, die aus unterschiedlichen Gründen aus ihrer Heimat fliehen müssen. Was ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig für eine gute Flüchtlingspolitik und wie werden Sie sich für eine verbesserte Situation aller geflüchteten Menschen in unserer Region einsetzen?

Anlaufstellen für alle Menschen – es gibt keine Geflüchteten erster oder zweiter Klasse. Unsere Unterstützung muss für Menschen aus allen Teilen der Welt gleich sein. Sprachunterricht, Kennenlernen, reden gemeinsame Unternehmungen. Persönlich unterstützen wir mit meinem Verein „Eifel Hilft“ (2. Vorsitzender) Unterricht, Bücher- und Hefte-Kauf in Monschau. 

Nordrhein-Westfalen ist ein Bundesland mit einer langen und vielfach erfolgreichen Migrationsgeschichte. Was wollen Sie tun, damit das Zusammenleben in der Städteregion auch in Zukunft gelingt?

Von einer „erfolgreichen Migrationsgeschichte“ bin ich noch nicht überzeugt – wenn man einmal von Köln im Mittelalter (und das ist lange her) absieht. 

Keine Ghettos in den Städten für Geflüchtete und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus vielen Ländern der Welt. Ein erster Weg wird dabei über die Vereine gehen 

Der Krieg in der Ukraine zeigt erneut, welche verhängnisvollen Auswirkungen die Umdeutung von Geschichte haben kann. Auch in der Städteregion müssen wir uns immer wieder mit rechtsextremistischen Narrativen, Geschichtsklitterung und Leugnung des Holocausts wie zuletzt bei den Querdenker:innen-Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen auseinandersetzen. Wie wollen Sie zukünftig auf Umdeutungen der deutschen Geschichte durch nationalistische Gruppen reagieren? Was kann eine Initiative wie der Aachener Appell hierbei bewirken?

Förderung einer Erinnerungskultur. Roetgen war der erste Ort, der von den Nazis befreit wurde. Das Wort Besatzer muss in allen Veröffentlichung durch Befreier ersetzt werden. Es ist beschämend, wie lange man in Roetgen gebraucht hat, um endlich dort eine Erinnerungsstätte zu errichten. Diese muss durch historisch geschultes Fachpersonal vor Ort sehr schnell umgesetzt werden. Eine Zusammenarbeit mit Vogelsang ist nötig. Wir brauchen viele Aachener Appells – bis hin zum kleinsten Dorf.

Junge Menschen sind in besonderer Weise Ziel nationalistischer Propaganda, vor allem, wenn ihre Teilhabemöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt sind. Wie kann die Situation benachteiligter junger Menschen grundlegend verbessert werden und was werden Sie konkret dazu beitragen?

Eine große Aufgabe für die Schulen. Ich fordere, dass endlich der Druck auf Schülerinnen und Schüler durch Prüfungsängste genommen wird. Meine Hauptforderung. Keine Abiturprüfungen mehr, in zwölf/dreizehn Jahren hat jeder bewiesen, was er kann. Dies soll bestätigt werden, meinetwegen kann man das ab Abitur nennen. Ein berufliches Leben darf nicht durch eine Tagesform bei der Abiturprüfung entschieden werden. 

Die repräsentative Demokratie wird immer mehr infrage gestellt. Was unternehmen Sie, um jungen Menschen Partizipation zu ermöglichen und sie für Demokratie zu begeistern? Welche Strukturen und Maßnahmen können aus Ihrer Sicht Solidarität, Toleranz und Gerechtigkeit fördern und rassistischen und fremdenfeindlichen Tendenzen den Boden entziehen?

Sicherlich eine schwere Aufgabe, die nicht nur auf die Schulen zukommen darf, auch wenn diese eine wichtige Aufgabe erfüllen. Die demokratischen Parteien habe da in der Vergangenheit oft ihre Hausaufgeben nicht gemacht, eher Verdruss erzeugt. Demokraten müssen Demokratie vorleben, rechte Gruppierungen bekämpfen, bis hin - als eines der letzten Mittel - zum Lächerlich machen.