Auch in Zukunft wird Deutschland viele Menschen aufnehmen, die aus unterschiedlichen Gründen aus ihrer Heimat fliehen müssen. Was ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig für eine gute Flüchtlingspolitik und wie werden Sie sich für eine verbesserte Situation aller geflüchteten Menschen in unserer Region einsetzen?
NRW ist das Bundesland in Deutschland, das sehr viel Erfahrung hat mit Integrationsarbeit von Menschen verschiedener Kulturen und Migrationsprozessen.
Unsere Wirklichkeit, auch die Vorausschau in die Zukunft zeigen deutlich, dass Flüchtlingsarbeit und Migration in unserer Gesellschaft ein Fakt geworden sind. Politische Arbeit bedeutet für uns immer für eine solidarische und offene Gesellschaft einzustehen und Geflüchtete und zugewanderte Menschen bestmöglich zu unterstützen.
Die Integrationsagentur NRW „Werkstatt der Kulturen“ des Diakonischen Werkes zum Beispiel begleitet seit über 20 Jahren in Aachen Geflüchtete, Asylbewerber*innen und Migrant*innen. Sie hat in dieser Zeit viel Expertise erarbeitet und passende Angebotsformate entwickelt, die inhaltlich, strukturell und personell genau die Bedarfe bedienen, die tatsächlich für das Klientel hilfreich sind. Und trotzdem beklagen die Verantwortlichen mangelndes Vertrauen und eine eher behindernde kontrollierende Verwaltungshaltung seitens des Landes.
Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass bewährte Einrichtungen der Flüchtlings- und Integrationsarbeit auf Landesebene so angebunden werden, dass das laufende Geschäft sowohl einsehbar als auch flüssig ablaufen kann.
Nordrhein-Westfalen ist ein Bundesland mit einer langen und vielfach erfolgreichen Migrationsgeschichte. Was wollen Sie tun, damit das Zusammenleben in der Städteregion auch in Zukunft gelingt?
Die Euregio, also die Grenzregionen Aachen / Belgien / Niederlande sind seit vielen Jahrzehnten miteinander verbunden. Hier wird Europa gelebt, die Menschen sind offen für andere Kulturen. Das tolerante und solidarische Miteinander ist Teil des täglichen Lebens.
In den letzten Jahren hat Aachen selbstverständlich geflüchtete Menschen aus vielen Krisengebieten der Welt aufgenommen und integriert, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung Zuflucht suchten. Wir stellen fest, dass es eine große Bereitschaft in der Bevölkerung gibt, sich solidarisch zu zeigen und zu helfen.
Damit Integration auch in Zukunft gelingt, setzen wir uns ein für:
Der Krieg in der Ukraine zeigt erneut, welche verhängnisvollen Auswirkungen die Umdeutung von Geschichte haben kann. Auch in der Städteregion müssen wir uns immer wieder mit rechtsextremistischen Narrativen, Geschichtsklitterung und Leugnung des Holocausts wie zuletzt bei den Querdenker:innen-Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen auseinandersetzen. Wie wollen Sie zukünftig auf Umdeutungen der deutschen Geschichte durch nationalistische Gruppen reagieren? Was kann eine Initiative wie der Aachener Appell hierbei bewirken?
Wir wollen geschichtsrevisionistischen Tendenzen mit allen Mitteln, die uns der Rechtsstaat zur Verfügung stellt, konsequent begegnen.
Junge Menschen sind in besonderer Weise Ziel nationalistischer Propaganda, vor allem, wenn ihre Teilhabemöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt sind. Wie kann die Situation benachteiligter junger Menschen grundlegend verbessert werden und was werden Sie konkret dazu beitragen?
Es kann nicht so bleiben, dass die Zukunfts- und Bildungschancen von jungen Menschen immer noch von der Förderung durch das Elternhaus abhängen. Daher wollen wir mehr für Bildungsgerechtigkeit tun.
Wir müssen aber auch denjenigen helfen, die jetzt unsere Unterstützung brauchen. Junge Menschen, in ihrem Streben nach Autonomie, brauchen seriöse Angebote außerhalb des familiären und schulischen Umfeldes.
Die repräsentative Demokratie wird immer mehr infrage gestellt. Was unternehmen Sie, um jungen Menschen Partizipation zu ermöglichen und sie für Demokratie zu begeistern? Welche Strukturen und Maßnahmen können aus Ihrer Sicht Solidarität, Toleranz und Gerechtigkeit fördern und rassistischen und fremdenfeindlichen Tendenzen den Boden entziehen?
Kinder und Jugendliche haben das Recht, über ihre Zukunft mitzuentscheiden und sie müssen es auch. Daher sollte Schule sich stärker den tatsächlichen Herausforderungen der jungen Leute stellen und politische Bildung betreiben:
Politische Bildung muss europa- und friedenspolitische Kompetenz fördern und globale Konfliktlagen, die auch Zuwanderungsbiografien prägen, berücksichtigen. Das wollen wir stärken und fördern, z.B.: