Werben um Verzeihen, Vertrauen, Verstehen

Bischof Helmut Dieser äußert sich zur öffentlich gewordenen Kritik an seiner Amtsführung

Dieser Nachricht (c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Datum:
Di. 3. Apr. 2018
Von:
Thomas Hohenschue
Der Aachener Dom ist die Kathedralkirche des Bistums Aachen. Von dort aus setzt Bischof Helmut Dieser markante Impulse.
Bischof Dieser (c) BIstum Aachen/Andrea Steindl

Silvester 2017 rief er dort den Gesprächs- und Veränderungsprozess „Heute bei dir“ aus. Und kurz vor Ostern 2018, bei der Chrisammesse, nahm er im Dom Stellung zu Kritik, die zu seiner Amtsführung laut wird.

Bischof Dieser weiß um die Kraft von Symbolen und er nutzt sie. Der Jahreswechsel ist ein Moment, in dem zurückgeschaut wird und zugleich nach vorne, in dem etwas vergeht und etwas Neues beginnt. So sieht und begründet er auch den geistlichen Prozess, den er bis 2021 mit möglichst vielen Menschen im Bistum gestalten möchte. Deshalb Silvester.

 

„Jeder und jede ist es mir wert, mein Leben einzusetzen für ein Kirche-Sein aller“

Bei der Chrisammesse versammeln sich einerseits die Priester und Diakone um ihren Bischof und erneuern ihr Weiheversprechen. Andererseits werden drei heilige Öle geweiht und gehen vom Dom aus in alle Pfarreien des Bistums. Dies geschieht unmittelbar vor den Kar- und Ostertagen mit ihrer Verzweiflungs- und Hoffnungsbotschaft. Der Rahmen ist also erneut ein zutiefst symbolischer, um etwas Wegweisendes zu sagen. Bischof Dieser nutzt die Gelegenheit zu unterstreichen, dass er der Hirte aller Christen im Bistum Aachen sein möchte.

So wie die Öle Tausenden Menschen in den nächsten Monaten Zeichen der Liebe Gottes sein sollen, überall in der Diözese, so möchte er sein Amt als eines verstehen und verstanden wissen, das die Kirche vereint, nicht polarisiert. Er eröffnet seine Erklärung dazu mit einem klaren Bekenntnis, dass es ganz offensichtlich ein Missverständnis in der Auseinandersetzung mit seiner Amtsführung gebe: „Mich macht es bestürzt, wenn ich die Kritik höre, dass ich zu wenig Wertschätzung ausdrücke für die Priester und die Diakone oder für die kleinen Gemeinden oder für das, was die Gläubigen bisher getan haben. Es tut mir weh, weil ich das Gegenteil davon will.“

Aus diesem Bekenntnis leitet er eine glasklare Erklärung zur Einheit und drei Bitten für die Zukunft ab. Zunächst die Erklärung: „Jeder Priester, jeder Diakon, jede Christin und jeder Christ, ob im pastoralen oder in einem anderen kirchlichen Dienst, jeder und jede, die zu unserem Bistum gehören, ja die Menschen alle, die Gott gehören – sie sind es mir wert, mich für sie anzustrengen und mein Leben einzusetzen für das Kirche-Sein aller.“ Und er fügt hinzu: „Auch mich Ihrer Kritik auszusetzen, damit Gottes Wirken uns alle mehr und mehr erfüllt.“

 

„Auch Kritik ist Wertschätzung, wenn sie verbessern und aufbauen will“

Die drei Bitten, die folgen, lassen ebenfalls an Deutlichkeit wenig vermissen. Die erste streckt die Hand aus: „Wo ich nicht freundlich oder feinfühlig genug war oder bin, bitte ich um Verzeihung.“ Die zweite wirbt um Anerkennung seiner Führungsrolle in Fragen, die kontrovers erörtert werden: „Wo ich aus anders liegenden eigenen Überzeugungen heraus nicht so handeln kann, wie ich aufgefordert werde, bitte ich dennoch um Vertrauen.“ Die dritte Bitte wiederholt etwas, das Bischof Dieser schon häufiger im ersten Jahr seines Amtes gesagt hat: „Wo ich Erwartungen nach mehr Nähe, mehr Besuchen, mehr Gesprächsmöglichkeiten, mehr Lob und mehr Zuspruch nicht ausreichend erfüllen kann, bitte ich darum, mich nicht zu überfordern, denn auch ich bin nur ein Mensch.“

An die versammelten Priester und Diakone gerichtet sagte er: „Der Prozess wird nicht an euch vorbeigehen, euch überrumpeln oder gar ausgrenzen, sondern euch nach Charismen und Interessen einbeziehen. Keiner macht als geborenes Mitglied vor anderen mit, sondern durch Beteiligung und Vernetzung mit anderen. Den zuständigen diözesanen Gremien aber werde ich die Ergebnisse zur Beratung vorlegen.“ Das alles brauche Zeit und Geduld. „Am meisten aber braucht der Prozess euer aller Wertschätzung und euer Vertrauen, dass er euch einbezieht und erreicht.“ Niemand habe bisher etwas verpasst. „Die Informationen und die Schritte zur Beteiligung kommen im Laufe dieses Jahres ans Laufen, und ihr seid mit im Blick.“ Resümierend: „Lassen wir uns niemals gegenseitig fallen, auch Kritik ist Wertschätzung, wenn sie verbessern und aufbauen will. Haltet euch nicht zurück mit Kritik und auch nicht mit Lob. Auch ich mache das nicht.“

Chrisam Messe (c) Bistum Aachen/Andrea Steindl