Spuren lebendigen Wassers

Der zweite Ökumenische Pilgerweg in Aachen suchte nach der Bedeutung des Wassers im Leben

12_ökumenischer Pilgerweg (c) Nina Krüsmann
12_ökumenischer Pilgerweg
Datum:
Di. 20. März 2012
Von:
Nina Krüsmann
Auf den Spuren des Wassers führte der zweite Ökumenische Pilgerweg für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung rund 280 Männer und Frauen aller Konfessionen .

Von Jung bis Alt ist alles vertreten und der Weg ist so beschaffen, dass auch eine Rollstuhlfahrerin problemlos dabei sein kann. Das Vorbereitungsteam hat ganze Arbeit geleistet. Sogar vier Hunde sind auf dem Weg mit dabei.

Schon am Startpunkt auf Gut Melaten ist die Vorfreude der Teilnehmer spürbar. Walter Nett, Pfarrgemeinderat und Pilgerexperte der Pfarrei St. Jakob, verteilte am Tor der mittelalterlichen Leprastation Liedhefte an alle Teilnehmer. Weihbischof Johannes Bündgens, Pfarrer Martin Grossmann und Mitorganisatorin Helma Rombach-Geier von der Melaten-Gesellschaft begrüßten die Teilnehmer im Innenhof. „Dieser Ort symbolisiert die christliche Nächstenliebe, denn hier fanden Leprakranke 300 Jahre lang Aufnahme.“

„Mitten in der Fastenzeit gehen wir diesen Weg auf den Spuren des Wassers, das in Aachen in Form von Bächen und Quellen präsent ist. Hier kommt das Wasser vielfach aus der Tiefe“, betonte der Weihbischof. „Manchmal fühlen wir uns wie ein Tropfen im Ozean, angesichts von Konsum und Kapitalismus. Heute setzen wir ein kleines Zeichen, so wie Noah, der als Aussteiger ein Schiff gebaut hat.“ Das politische Ziel müsse sein, sauberes und ausreichendes Wasser für alle Menschen zur Verfügung zu stellen. „Wasser stillt unseren Durst nach Leben, erfrischt uns zu neuem Tatendrang.“

 

Pilgerprinten am Rucksack als leckere Wegzehrung

Veranstalter sind die Evangelischen Kirchenkreise Aachen und Jülich, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Aachen sowie das Bistum Aachen und der Diözesan­rat der Katholiken. Das Bischöfliche Hilfswerk Misereor, das Ökologiezentrum Aachen und das Meditationsteam der Carolus-Thermen machten unterwegs mit spirituellen Impulsen auf die Bedeutung des Wassers aufmerksam.

Vorm Aufbruch verteilte der Weihbischof Pilgerprinten in Form einer Jakobsmuschel an alle Teilnehmer. Bei frühlingshaftem Wetter führte der Weg die Pilger – darunter Vertreter von sieben christlichen Kirchen und Gemeinden in Aachen – in ökumenischer Verbundenheit über Wege, Wiesen und Straßen und vor allem zu den Orten, wo in Aachen das Wasser präsent ist. „Der Weg führt an historisch bedeutsamen Wasserorten vorbei, das ist sowohl für Aachener als auch für Zugezogene interessant“, freute sich Hildegard van de Braak.

Über den Rabentalweg und den Willkommsweg geht es bis zur ersten Station in Seffent an den „Siebenquellen“. Bereits auf dem Weg entwickelten sich angeregte Gespräche, man trifft viele Bekannte aus Kirchenkreisen. „Der Name leitet sich vom lateinischen „Septem Fontes“, den „sieben Quellen“ ab. Die Quellen, die den Wildbach speisen, entspringen einem eingefassten Quelltopf und sind die stärksten Quellen im Umkreis von 70 Kilometern“, erklärte Birgitta Hollmann, Geschäftsführerin vom Ökologiezentrum Aachen. Von Seffent aus nimmt der Wildbach seinen Weg über Laurensberg durch die Soers, bevor er bei der Abwasser-Reinigungsanlage in die Wurm mündet.

 

Die Rolle des Wassers in der Textilindustrie

Die nächste Station an der Speckheuer Follmühle ging auf das „Wasser als Konfliktthema“ ein. „Die Aachener Gewerbelandschaft war über mehrere Jahrhunderte hinweg von der Textilindustrie bestimmt. Die Bäche spielten dabei eine besondere Rolle“, erklärte Walter Nett. Besonders am Wildbach lasse sich diese weit zurückliegende Nutzung an baulichen Resten, Stauweihern und Mühlengräben nachvollziehen. Misereor-Beraterin Jutta Himmelsbach gab anschließend einen Impuls zur Wasserversorgung.

Das Pfarrheim von St. Andreas bot als nächster Halt eine Gelegenheit zur Mittagspause, bevor es vorbei am Denkmal „Marktfrau und Teufel“ in Richtung Lousberg weiterging. „Das Wassertretbecken am Lousberg dient für kneippsche Anwendungen und soll uns an die heilende Kraft des Wassers erinnern“, erklärte Andreas Schmeitz, Synodalbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Aachen.

Barbara Baumann vom Meditationsteam der Carolus-Thermen ging anschließend auf den Zusammenhang von Wasser und Wellness ein. „Aachen ist durch seine heißen Quellen bekannt. Thermalbäder können Orte der Sammlung, Besinnung und Spiritualität sein. So ist 2001 die Initiative entstanden, Meditationen in den Carolus Thermen anzubieten.“ Über die Lud­-wigs­allee, vorbei am Ehrenmal und dem Teich im Veltmannpark, ging es dann vorbei an Hl. Kreuz in Richtung Pontstraße bis zum Markt. Über die Krämerstraße gelangten die Pilger schließlich auf den Münsterplatz und standen letztendlich im Domhof.

 

Zum Abschluss im Dom die ökumenische Andacht

Den Abschluss bildete eine Andacht im Aachener Dom, wo die Pilger nach rund fünf Stunden ankamen. In der ökumenischen Schlussandacht wurde auch erklärt, dass der Dom als Bauwerk in Verbindung mit dem Wasser steht: Kanzel und Altar wurden über acht künstlich angelegten Wasserläufen errichtet, die sich im Oktogon kreuzen. Bei Ausgrabungsarbeiten wurde über 20 Grad warmes Grundwasser im Bereich des Fundamentes angetroffen. Pfarrer Martin Grossmann, Karl-Peter Küpper vom Büro der Regionaldekane, Jürgen Groneberg vom Evangelischen Erwachsenenbildungswerk und Andrea Kett vom Bischöflichen Generalvikariat gestalteten die Andacht und zeigten sich mit der zweiten Auflage der Pilgeraktion sehr zufrieden.

Infos zum Pilgerweg gibt es unter www.oekumenischer-pilgerweg-aachen.de.