Unterstützung für die Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel: Solwodi in Aachen feiert zehnjähriges Bestehen. Anke Reermann, Sabine Rompen und Dr. Annette Jantzen (v.l.) wollen das Hellfeld weiter stärken. (c) Bistum Aachen / Anja Klingbeil

Zehn Jahre Solwodi: Das Hellfeld weiter stärken

Datum:
Di. 28. Sep. 2021
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Hilfe für Opfer von Prostitution und Menschenhandel - Bistum Aachen unterstützt die Einrichtung von Beginn an - Frauenhilfsorganisation ist in der Stadt Aachen mit zwei Beratungsstellen vertreten

Aachen, 28.09.2021 – Die Frauenhilfsorganisation „Solwodi“ (Solidarity with women in distress – Solidarität mit Frauen in Not) feiert in Aachen ihr zehnjähriges Bestehen. Solwodi Aachen betreut ausländische Frauen und transidente Personen, die in Not geraten sind, beispielsweise Opfer von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und Prostitution, Zwangsheirat oder sonstiger Gewalt. Die Betroffenen werden von erfahrenen Sozialarbeiterinnen begleitet. Solwodi bietet ihnen psychosoziale Betreuung, organisiert medizinische und juristische Unterstützung, hilft bei der Wohnungs- und Arbeitssuche oder vermittelt Deutschkurse und berufsqualifizierende Maßnahmen. Die Betreuung ist immer auf die spezifischen Bedürfnisse der Frauen und ihrer Kinder ausgerichtet. „Die Frauen, die zu uns kommen, sind oft in existenziellen Nöten. Hier können wir direkte Hilfe leisten. Wir beraten, begleiten und helfen, immer direkt orientiert an der Lebenswelt der Prostituierten“, sagt Sabine Rompen, Leiterin von Solwodi in Aachen.

Von Beginn an unterstützt das Bistum  Aachen die Arbeit der Einrichtung, stellt etwa mietfrei die Räume der Beratungsstelle an der Jakobstraße zur Verfügung, ebenso die technische Ausstattung. „In Aachen sind in der Antoniusstraße fast ausschließlich Frauen aus dem Ausland – Osteuropa, Asien, Afrika – tätig. Das Bistum Aachen versteht sich als anwaltschaftliche, parteiliche Unterstützung für Solwodi. In den vergangenen zehn Jahren ist viel erreicht worden“, betont Anke Reermann, Referentin für missio und Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat. Es gibt ein breites Bündnis innerhalb der Stadt Aachen, dem Frauennetzwerk Prostitution, in dem alle Parteien vertreten sind, das im Sinne der betroffenen Frauen handelt.

„Als Frauenseelsorgerin habe ich alle Frauen im Blick“, sagt Dr. Annette Jantzen, Frauenseelsorgerin in der Region Aachen-Stadt und -Land. Zwar sei eine direkte Seelsorge auf der Straße aufgrund der Sprachbarriere nicht so einfach möglich, aber „als Frauenseelsorgerin verfüge ich über ein großes Netzwerk, das ich natürlich gerne zur Verfügung stelle“, sagt Jantzen.

In den vergangen Jahren hat Solwodi in Aachen mehr als 1490 Frauen und/oder transidente Personen beraten, in diesem Jahr sind es bisher 131. In den vergangenen Monaten hat die Corona-Pandemie die Situation der Prostituierten einmal mehr verschlimmert und viele von ihnen in die illegale Wohnungsprostitution gezwungen. Das ist für die Frauen sehr gefährlich, da es hier keine soziale Kontrolle gibt. „Dabei kommt es darauf an, dass wir die Prostituierten und ihre Situation noch viel mehr ins Hellfeld holen“, sind sich Sabine Rompen, Anke Reermann und Dr. Annette Jantzen einig. Umso erfreulicher, dass es während der Lockdowns auch gelungen ist, einigen Frauen den Ausstieg aus der Zwangsprostitution zu ermöglichen.

Gegründet wurde Solwodi von Schwester Dr. Lea Ackermann. Sie war Anfang der 1980er Jahre als Lehrerin in Mombasa tätig und kam dort ins Gespräch mit kenianischen Frauen, die aus Not in der Prostitution arbeiten mussten. Diese schreckliche Situation veranlasste sie, 1985 den Verein Solwodi in Kenia ins Leben zu rufen, der bis heute Ausstiegshilfen und Beratung bietet. Daneben unterstützt Solwodi Frauen und Mädchen in Kenia mit Bildungsprojekten und berufsqualifizierenden Maßnahmen.

In Aachen unterhält die Organisation seit Beginn eine Fachberatungsstelle in der Jakobstraße, seit 2016 gibt es mit „Lumina“ eine weitere in der Aachener Bordellstraße (Antoniusstraße), die unter der Trägerschaft von Solwodi steht. Neben Solwodi beraten dort das Gesundheitsamt, die Aidshilfe und pro familia. Die aufsuchende Sozialarbeit in der Antoniusstraße wird in der Regel wöchentlich von Solwodi angeboten. Beratungsgespräche können auf Rumänisch, Englisch und Spanisch geführt werden.

Festakt und Veranstaltungen zum zehnjährigen Bestehen

Das zehnjährige Bestehen feiert Solwodi Aachen mit einem Festakt und mehreren Veranstaltungen. Die Schirmherrschaft hat Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen übernommen. Sie und Dompropst Rolf-Peter Cremer, stellvertretender Generalvikar des Bistums Aachen, werden am Samstag, 2. Oktober, um 20 Uhr den Festakt eröffnen. Im Anschluss diskutieren Vertreter von Politik und Polizei zum Thema „Menschenhandel und Prostitution“.

Freitag, 8. Oktober, ab 18 Uhr: Podiumsdisskussion zum Thema „Narben, die keiner sieht – Genitalverstümmelung und Asyl“. Unter anderem spricht Dr. Dan mon O`Dey, Arzt im Luisenhospital Aachen, über seine Erfahrungen. Er behandelt Frauen, die Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung geworden sind.

Freitag, 22. Oktober, ab 18 Uhr: „Rot/Licht und Schatten – Wem gehört die Stadt?“, Podiumsdiskussion

Freitag, 29. Oktober, 13.45 Uhr: „Wenn die große Liebe zum Albtraum wird – die Loverboy-Methode“.

Alle Veranstaltungen finden in den Räumen der ehemaligen Santander-Bank, Hansemannplatz 1, in Aachen statt. Es gelten die 3G-Regeln. Anmeldung per E-Mail unter 10JahreAachen@solwodi.de.

Zum Jubiläum unterstützen mehrere Aachener Künstler Solwodi durch ihre Arbeiten. Der Street-Art-Künstler Huttänzer hat eine großflächige Wand im Aachener Westpark gestaltet. Ziel dieser Kunst-Aktion ist es, die Menschen hinter den Solwodi-Klientinnen zu zeigen, und die Bevölkerung für deren Not-und Lebenslagen zu sensibilisieren.

Solwodi ist für seine Arbeit auf Spenden angewiesen. Wer die Arbeit finanziell unterstützen möchte, kann dies unter: PaxBank, IBAN: DE15 3706 0193 3016 1030 11, BIC: GENODED1PAX

Weitere Informationen: www.solwodi.de