Sonnenaufgang (c) Photo by Irina Iriser on Unsplash

Ostermorgen // Feier zu Hause

Datum:
So. 12. Apr. 2020
Von:
Katrin Rieger

Eine kleine, private Osterfeier: für Frühaufsteher*innen von ca. 6.15 Uhr mit der Morgendämmerung bis zum Sonnenaufgang oder für ca. 9.00 Uhr bis zum Glockenläuten um 9.30 Uhr. (ln ganz Nordrhein-Westfalen läuten am Ostersonntag um 9.30 Uhr alle Kirchenglocken der katholischen und der evangelischen Kirchen.)

Oder für Nicht-Frühaufsteher*innen für später am Tag, wann immer es passt.

 

Zur Einstimmung:
Den Platz schmücken, vielleicht mit Blumen, grünen Zweigen und einer Kerze - wenn vorhanden einer Osterkerze. Zur Ruhe kommen.

An all die Menschen denken, die ich in Gedanken in mein Gebet mitnehmen möchte.

In der Stille das Licht der Osterkerze entzünden.

 

Lesung (aus Jesaja, Kapitel 55):
Eine der Lesungen der Osternacht stammt aus dem Buch des Propheten Jesaja. Manches davon greift Jesu in seiner Bergpredigt über das Reich Gottes auf.

Auf, ihr Durstigen, kommt zum Wasser! Die ihr kein Geld habt, kommt, kauft Getreide und esst! Kommt und kauft ohne Geld und ohne Bezahlung Wein und Milch!

Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen!

Neigt euer Ohr und kommt zu mir, hört und ihr werdet leben! Ich schließe mit euch einen ewigen Bund: Die Barmherzigkeit für David ist beständig. Als Zeugen für die Völker habe ich ihn gemacht, zum Fürsten und Gebieter über Nationen.

Siehe, Völker, die du nicht kennst, wirst du rufen und Nationen, die dich nicht kannten, werden zu dir her eilen, um Gottes willen, deiner Gottheit, des Heiligen Israels willen, weil Gott dich herrlich gemacht hat.

Sucht Gott, Gott lässt sich finden, ruft ihn an, Gott ist nah! Wer Schlechtes tut, soll seinen Weg verlassen, der Übeltäter seine Pläne. Er kehre um zu Gott, und Gott wird sich liebevoll zeigen, kehre um zu unserer Gottheit, denn sie ist groß im Verzeihen.

Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege - Spruch Gottes. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.

Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund kommt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück. Es bewirkt, was ich beschlossen habe, und führt durch, wozu ich es ausgesandt habe.

 

Welcher Vers bewegt mich?
Wo bin ich hängen geblieben
Welcher Gedanke kann mich durch den Tag begleiten?

 

Das Osterevangelium (aus Lukas, Kapitel 24):
Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab. Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war. Sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu fanden sie nicht.

Und es geschah, während sie darüber ratlos waren, siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden.

Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen. Da erinnerten sie sich an seine Worte.

Und sie kehrten vom Grab zurück und berichteten das alles den Elf und allen Übrigen.
Es waren Maria von Magdala, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, und die übrigen Frauen mit ihnen.

Sie erzählten es den Aposteln. Doch die Apostel hielten diese Reden für Geschwätz und glaubten ihnen nicht. Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden. Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war.

 

Auslegung:
Nach dem Ruhetag, dem Schabbat, gingen diei Frauen - drei werden namentlich genannt als Maria von Magdala, Johanna und Maria - früh am Morgen in der Stille der Dämmerung vor die Toren der Stadt Jerusalems. Ihr Ziel war ein stillgelegter Steinbruch, der zu einem Garten umgestaltet war. Hier hatte man Grabhöhlen aus dem Stein geschlagen. Und hier hatte man, in aller Schnelle, Jesus nach seinem Tod am Kreuz bestattet. Doch das Grab Jesu war leer. Zwei Männer in leuchtenden Gewändern sprachen die Frauen an. Sie sagten ihnen, dass Jesus auferstanden sei.

Wer waren diese Männer in leuchtenden Gewändern? Etwas Vergleichbares kennen wir aus einer anderen biblischen Erzählung der Verklärung Jesu. Jesus steigt mit Petrus, Jakobus und Johannes allein auf einen hohen Berg. Ein helles Licht überstrahlt Jesus. Zwei Männer - Elias und Mose - erscheinen und reden mit ihm. Elias verkörpert die Propheten, Mose das Gesetz. Jesus wird als dritter neben sie gestellt. Und er erfährt von seinem Ende in Jerusalem. Die drei Jünger werden Zeugen, doch sie sollten nichts weiter erzählen.

Am Ostermorgen treten wieder zwei Männer auf, mit leuchtenden Gewändern, wie in der Erzählung von der Verklärung. Dieses Mal sind drei Frauen Zeuginnen. Sie erfahren, wer Jesus wirklich ist, bezeugt vom Gesetz und von den Propheten, und, dass er auferstanden ist. Und sie bekommen den Auftrag, es weiter zu erzählen.

Ostern dieses Jahr ist anders, ganz anders als die Jahre zuvor. Die Kirchen bleiben leer, es ist nicht möglich, Freundinnen und Familie zu treffen, Ausflüge oder Reisen sind nicht erlaubt.

Auch das erste Ostern war anders. Die Frauen und Männer, die Jesus nachgefolgt waren, waren für die Feier des jüdischen Pessach-Festes nach Jerusalem gereist. Doch dann kam alles anders. Die römischen Behörden, die Unruhen befürchteten, hatten Jesus gekreuzigt. Die Anhängerinnen und Anhänger Jesu standen unter Schock, hatten Angst erkannt zu werden. Sie wussten nicht, wie es weitergehen sollte, ob es überhaupt eine Zukunft gab.

Ostern war ein erstes Hoffnungszeichen,dass es weiter geht. Die Frauen kamen vom Grab und verkündeten die freudige Botschaft. Die Männer konnten es (noch) nicht glauben. Und dann dauerte es noch 50 weitere Tage bis Pfingsten, bis die, die Jesus nachgefolgt waren, wieder Mut fassen und neu beginnen konnten - und am Ostermorgen war das für alle noch nicht absehbar gewesen.

 

In Verbundenheit beten:
Meine
Bitten um Schutz und Begleitung formulieren, meine Anliegen für mich und andere, meinen Dank für das Gute. Gott, ich bitte dich für.... Gott, ich danke dir für.... Und dann in Verbundenheit mit Christinnen und Christen auf der ganzen Welt beten:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

 

Segensgebet zum Abschluss (Ps 121, Bibel in gerechter Sprache):

Für alle, denen ich mich verbunden fühle.

Meine Hilfe kommt von der Ewigen,
die Himmel und Erde gemacht hat.
Sie lasse nicht zu, dass dein Fuß wanke.
Sie schlummere nicht, sie schläft nicht, die Hüterin Israels.
Die Ewige ist es, die dich behütet.
Die Ewige ist dein Schatten, ist dir zur rechten Hand.
Am Tag wird dir die Sonne nicht schaden, noch der Mond in der Nacht.
Die Ewige behüte dich vor allem Bösen, sie behüte dein Leben.
Die Ewige behüte dein Gehen und dein Kommen - von nun an für immer.

 

Zum Ende:
Das Fenster öffnen, um den Sonnenaufgang betrachten, oder um dem Glockenläuten zuzuhören. Oder in die Kerze schauen und Musik anmachen, Vorschlag: Awake my soul

 

Gesegnete Ostern!

 

Bleiben Sie gut behütet. Wenn Sie ein offenes Ohr brauchen, erreichen Sie mich unter 0172-2685162 oder bei facebook: gotteswort, weiblich