Der Weg der Liebe (c) Photo by Nick Fewings on Unsplash

Ostermontag // Feier zu Hause

Datum:
Mo. 13. Apr. 2020
Von:
Annette Jantzen

Zur Einstimmung:
Einen Platz zum Wohlfühlen suchen, am Fenster vielleicht oder draußen, falls ein Draußen-Platz erreichbar ist. Die (Oster)Kerze entzünden und dabei alle die Menschen mit hineinnehmen in diese Osterfeier, die ich in Gedanken mitnehmen möchte.

Lieblingsmusik für Ostern anmachen. Vorschlag: 10000 reasons

Dem Klang und den Assoziationen zum Bild nachhängen. Ostern muss nicht fröhlich sein, so wie auch die Liebe nicht immer fröhlich ist. Aber ein Weg wird erkennbar, auch wenn er noch unabsehbar ist. Soviel Weg immerhin, soweit ein Zeichen reicht, eine Musik, ein Schrifttext, so dass es für diesen Tag reichen mag.

 

Das Evangelium lesen  (aus Lukas, Kapitel 24):
Und siehe, zwei von ihnen wanderten an diesem Tag in ein Dorf, das von Jerusalem 60 Stadien entfernt war, namens Emmaus; und sie redeten miteinander über alle diese Ereignisse. Als sie miteinander redeten und nachdachten, da näherte sich Jesus selbst und ging ein Stück Weg mit ihnen. Doch ihre Augen wurden mit Kraft davon abgehalten, ihn zu erkennen.

Er sprach zu ihnen: "Worüber redet ihr da?" Und sie blieben traurig stehen. Derjenige, der Kleopas hieß, antwortete ihm: "Bist du etwa der einzige, der gerade in Jerusalem war und nicht erfahren hat, was dort passiert ist?" Er sagte zu ihnen: "Was denn?" Sie antworteten: "Das mit Jesus von Nazaret, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen VOlk; wie ihn die Hohenpriester und unsere Obrigkeit zum Todesurteil ausgeliefert haben und sie ihn gekreuzigt haben. Wir aber hatten gehofft, er sei es, der Israel befreien sollte. Und jetzt ist es auch schon der dritte Tag, seit das geschehen ist. Aber auch einige Frauen aus unserer Mitte haben uns erschreckt. Nachdem sie früh am Morgen bei der Grudt gewesen waren und seinen Leib nicht gefunden hatten, kamen sie und sagten, sie hätten gar eine Erscheinung von Engeln gesehen, de sagten, dass er lebe! Einige von uns gingen hin zur Gruft und ffanden es so, wie dei Frauen gesagt hatten. Ihn selbst aber haben sie nicht gesehen."

Er sprach zu ihnen: "Oh, ihr seid zu schwer von Begriff, um darauf zu vertrauen, was die Prophetinnen und Propheten gesagt haben! War es nicht notwendig, dass der Gesalbte dies erlitten hat und in seinen Lichtglanz hineinginge?" Und er begann bei Mose und allen prophetischen Schriften und erklärte ihnen überall, was dort über ihn stand.

Und sie näherten sich dem Dorf, wohin sie unterwegs waren, und er tat so, als ob er weiterwandern wollte. Sie überzeugten ihn aber und sagten: "Bleib bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich schon geneigt." Und er ging mit, um bei ihnen zu bleiben. Als er mit ihnen zu Tische lag, nahm er das Brot, dankte, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetran, und sie erkannten ihn. Er aber verschwand. Und sie sagten zueinander: "Brannte uns nicht das Herz in der Brust als er auf dem Weg mit uns sprach, und als er uns die Schrift erklärte?" Und sofort standen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück.

 

Auslegung:
Die Geschichte schließt direkt an das Evangelium vom Ostersonntag an. Die Nachricht der Frauen hatte also nicht direkt für Osterfreude gesorgt, sondern Schrecken ausgelöst, so erzählen es die beiden, die da Jerusalem hinter sich lassen wollten, dem Unbekannten. Es waren wohl nicht alle Frauen aus der Gruppe um Jesus morgens am Grab gewesen, sondern eine unbekannte Anzahl. Die Frau des Klopas, von der im Johannesevangelium erzählt wird, dass sie Maria hieß und beim
Kreuz stand, als Jesus starb, sie war nicht dabei gewesen. Aber ein Mann mit einem den Namen ihres Mannes so ähnliche klingendem Namen, dass es sich gut um die gleiche erinnerte Person handeln kann, nämlich Kleopas, war nun unterwegs, weg von Jerusalem. Sie waren zu zweit - es ist nicht weit hergeholt, anzunehmen, es waren Kl(e)opas und seine Frau Maria. Wir kennen sie nicht, wir wissen von den wenigsten Personen um Jesus mehr als den Namen und vielleicht noch Beruf und Heimatort. Aber wenn wir uns vorstellen, es waren ein Mann und eine Frau, dann kann uns das ganz neu in die Geschichte mit hineinnehmen. Die Frau sagt nichts. Welche Worte hat noch, wer die verbrecherische Hinrichtung eines geliebten Menschen mit angesehen hat?

Wir aber hatten gehofft, sagt Kleopas. Wir hatten auf ihn gehofft. Wir hatten auf unsere Gemeinschaft gehofft. Jetzt ist da nichts mehr zu hoffen, und unsere Gemeinschaft ist auseinander gerissen worden. Wir zwei, wir gehen weg. Wir haben da nichts mehr zu suchen und nichts zu finden.

Da erklärte er ihnen die Schrift. Die Schrift nämlich enthält alles, was ihnen denkmöglich und glaubwürdig ist von Gott. Wenn es noch eine Hoffnung geben soll auf eine Zukunft mit Jesus, dann darf sie dem nicht widersprechen, was nach der Schrift zu hoffen ist. Und der Unbekannte zitiert das Gesetz und die Propheten, alle Stellen, aus denen man schließen kann, dass auch ein Gekreuzigter das letzte Wort Gottes sein kann. Schon früh am Grab hatten die zwei Männer in leuchtenden Gewändern, wie bei Jesu Verklärung Symbolfiguren für das Gesetz und die Propheten, Jesus als den Messias bezeugt. Nun übernimmt der Unbekannte diese Aufgabe, quasi nochmal langsam und deutlich zum Mitschreiben, nach seinem Stoßseufzer "Ihr habt es wirklich noch nicht verstanden". Typisch Jesus, könnte man sagen - der war ja öfter so brüsk, wenn seine Gleichnisse nicht verstanden worden waren. Was sie vom Kopf her unterwegs begriffen - dass es Grund zur Hoffnung geben könnte - das drang beim Brotbrechen endlich auch ins Herz. Und natürlich verschwand er dann, denn auch der Auferstandene kann nicht doppelt anwesend sein - sondern nurin Menschengestalt oder im gebrochenen Brot. Das eine ist so wirklich wie das andere.  

Wir aber hatten gehofft. Und wir können nicht einfach jemanden zum Bleiben überreden, das Brot brechen und darin die Hoffnung erkennen, die Zusage Gottes über den Tod hinaus, den Ausblick auf eine endgültige Zukunft, wo das Justizopfer kein Justizopfer bleibt. Nicht in diesen Tagen. Aber wir könnten einen Anfang machen, und mit anderen oder mit Gott über das reden, was uns wirklich wichtig ist, und den Auferstandenen in allen Mitteln erkennen, die ihm derzeit zur Verfügung stehen. In Friedfertigkeit, in Mitgefühl, in Zeichen der Mitmenschlichkeit. Nicht irgendwo damals zwischen Jerusalem und dem Ort Emmaus, der so einen Allerweltsortnamen trägt, dass immer noch nicht klar ist, wohin die beiden so ohne wirkliches Ziel denn unterwegs gewesen waren. Wenn schon Ostern, dann richtig, dann heute, so gehalten uns die Augen auch sind.

 

In Verbundenheit beten:
Irgendwo wird jemand gerade auch beten. Ich reihe mich ein in eine lange Kette von Beterinnen und Betern, in die lange Reihe der Jüdinnen und Juden, deren geläufigen Gebeten dieses Gebet so ähnlich ist, in die lange Reihe der Christinnen und Christen, die darin die Stimme des Auferstandenen hören:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

 

Zum Ausklang:
Die Augen schließen und das Gesicht zum Licht wenden. Vielleicht dabei die Wärme der Sonne auf der Haut spüren. Nichts tun müssen. Mich zuwenden und das Licht sich mir zuwenden lassen
. So lange es gut tut, in Ruhe verweilen, Gedanken kommen- und wieder ziehen lassen, sie gehören dazu. Langsam wieder auftauchen.

 

Abschließend beten:
Gott, bleibe bei mir, bleibe bei uns.
Behüte alle, die ich im Herzen trage, und bewahre unser Leben bei dir.
Amen.

 

Zum Ende:
Nochmal Musik spielen.
Vorschlag: Photonenkanonen

 

Gesegnete Ostern!

 

Bleiben Sie gut behütet. Wenn Sie ein offenes Ohr brauchen, erreichen Sie mich unter 0172-2685162 oder bei facebook: gotteswort, weiblich