Sonnenaufgang durchs Teleskop gesehen (c) Photo by Arnold Zhou on Unsplash

5. Sonntag der Osterzeit // Sonntagsfeier zu Hause

Datum:
Sa. 9. Mai 2020
Von:
Annette Jantzen

Einen Platz vorbereiten, ein leckeres Getränk dazunehmen, mich einstimmen auf eine Zeit zum Beten, zum Atmen, zum Innigsein. 

 

Zur Einstimmung:
Mich sammeln mit Gedanken daran, was mir wichtig ist im Leben, und wer mich wichtig ist. Worauf ich hoffe und was ich betrauere. Zu einer Ruhe kommen, in der das alles aufgehoben und mitgenommen ist.

In dieser Sammlung meine  Kerze anzünden.

Lieblingsmusik anmachen. Vorschlag: Jubelt und freut euch (Taizé)

 

Das Evangelium lesen (Johannes, Kapitel 14):
Jesus sagte: "Seid nicht aufgewühlt und erschrocken! Glaubt an Gott und glaubt an mich. Im Haus Gottes, meiner Heimat, sind viele Wohnungen. Hätte ich euch sonst gesagt: Ich gehe, um für euch einen Platz vorzubereiten? Und wenn ich gegangen bin und euch einen Platz bereitet habe, dann komme ich wieder und nehme euch zu mir, damit auch ihr da seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – ihr kennt den Weg."

Thomas sagte zu ihm: "Rabbi, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir den Weg kennen?" Jesus sagte zu ihm: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Nur durch mich gelangt ihr zu Gott, der Quelle allen Lebens. Wenn ihr mich erkannt habt, dann habt ihr auch Gott erkannt. Von nun an kennt ihr Gott und habt sie gesehen."

Philippus sagte zu ihm: "Rabbi, zeige uns Gott und wir sind zufrieden." Jesus sagte zu ihm: "So lange Zeit bin ich schon bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Alle, die mich gesehen haben, haben auch Gott gesehen. Wie kannst du da sagen: Zeige uns Gott? Glaubst du nicht, dass ich in Gott bin und Gott in mir ist? Die Worte, die ich euch sage, rede ich nicht von mir aus, sondern Gott, die in mir wohnt, führt ihre Taten aus. Glaubt mir, dass ich in Gott bin und Gott in mir; und wenn nicht, dann glaubt wegen der Taten. Amen, amen, ich sage euch: Alle, die an mich glauben, werden die Taten, die ich vollbringe, auch tun, und sie werden noch größere als diese tun, denn ich gehe zu Gott."

 

Auslegung:
Wie gut, dass es beim "Glauben" nicht darum geht, etwas mit Anstrengung für wahr halten zu müssen. Etwas wissen zu müssen, oder keinen Fehler machen zu dürfen. Bei Gott, wie Jesus darüber spricht, ist es genau das Gegenteil: Gott ist zugänglich geworden.

Die ganze Szene ist mehr als ein Gespräch unter auserwählten Männern. Es ist im Gegenteil möglich, sie zu lesen als das, was das Johannesevangelium sein will: Verstehbar machen, wer und wie Gott ist. Diese Rede Jesu, wie sie Johannes für seine Gemeinde formuliert hat, richtet sich an alle. Frauen, Männer, Idealistinnen und Skeptiker.

"Glaubt an Gott und glaubt an mich", oder wie es im Griechischen Urtext heißt: Glaubt an Gott, und ihr glaubt auch an mich. Und an mir seht ihr, wie Gott ist: zugewandt und freundlich nah bei euch. Viele Heimstätten sind in dem großen Haus Gottes, dem Hausstand, in dem alle zusammengehören (dass "Haushaltsangehörige sein" Nähe bedeutet, zeigen die aktuellen Verordnungen ja deutlich). Und dann wird es eben einfach: Man braucht nichts weiter. Keine Spezialkenntnisse, keine Priester, keinen Kult.

Gott hat es uns einfach gemacht. Der Blick auf Jesus genügt. Dann kann sich das Leben ordnen, freundlich zugewandt zu anderen Menschen. Nicht verloren und mehr als die Zufälle, aus denen es zusammengesetzt ist, sondern ausgerichtet auf Gottes Wirklichkeit, die weiter reicht als alle meine Vorstellungen und in der alles, was dieses mein Leben ausgemacht hat, endgültig beglaubigt und vollendet wird. Und an diese Wirklichkeit Gottes komme ich nicht nur heran, wenn ich bestimmte Vorschriften befolge oder mich auf Mittler verlasse. Diese Wirklichkeit, die diese Welt umgibt und hält, steht mir einfach so offen.

Vielleicht wiederholt sich Johannes deswegen so oft in großen Wörtern in immer neuen Wendungen: Weil das so einfach und so gewaltig zugleich ist, dass kein Wort groß genug zu sein scheint. Und weil gleichzeitig so eine Innigkeit der Beziehung möglich ist zu Gott, so entzogen Gott auch ist, dass keine einzige Aussage zutreffend scheint: Wer nun in wem ist, wer auf wen verweist - in Gott geht es alles auf. Und im Staunen darüber bin ich diesem Menschen aus dem zweiten Jahrhundert verbunden, der das Johannesevangelium (mit)verfasst hat, verbunden wie den vielen Menschen, die nach dem Sinn und dem Ziel ihres Lebens fragen, in diesen und in einfacheren Zeiten, über denen die Zusage steht: Ich bin das Leben.

 

In Verbundenheit beten:
Es gibt Worte, mit denen bete ich. Und es gibt Worte, die beten mich. Auf die kann ich zurückgreifen, wenn das Leben kompliziert und bedrückend wird. In die kann ich mich fallen lassen und dabei wissen, dass ich nicht alleine bin. Dass jemand mitbetet, dass ich einstimme in einen großen Chor aus vergangenen, gleichzeitigen und zukünftigen Stimmen. In dieser Gemeinschaft auf Ewigkeit hin bete ich: 

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

 

Zum Ausklang:
Meine Hände ausbreiten und mich von Gott anschauen lasse. Wer ich bin und was ich mit mir trage im Leben, hinhalten und in Gottes Gegenwart stellen.

So lange es gut tut, in dieser Konzentration bleiben.

Danach die Gebetshaltung lösen, mich von der bewusst gemachten Gegenwart verabschieden, mir vielleicht von oben nach unten über die Arme und den Oberkörper streichen.

 

Abschließend beten:

Weil du nicht nur der Weg, sondern auch das Ziel bist
Weil du das Ziel bist, das ich sehe, wenn ich alles vorübergehende hinter mir lasse 
Weil alles vorübergehende in dir im Leben bleibt
Stelle ich mich unter deinen Segen

Weil dein Segen die Welt durchdringt
Weil in der von Segen durchdrungenen Welt zu sein bedeutet, trotz allem zu hoffen
Weil trotz allem zu hoffen die Welt erneuert und belebt
Stelle ich mich unter deinen Segen

Weil du es mir einfach machen willst, dir zu begegnen
Weil dir zu begegnen heißt, heimzukehren
Weil heimzukehren das Ziel meines Lebens ist
Stelle ich mich unter deinen Segen

Du Gott, die du dich uns gezeigt hast für Zeit und Ewigkeit - Vater, Sohn und heilige Geistkraft. Amen.

 

Lieblingsmusik spielen. Vorschlag: What a beautiful name it is

 

Bleiben Sie gut behütet. Wenn Sie ein offenes Ohr brauchen, erreichen Sie mich unter 0172-2685162 oder bei facebook: gotteswort, weiblich