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2. Sonntag nach Weihnachten, Lesejahr A // Evangelium

Datum:
Do. 2. Jan. 2020
Von:
Annette Jantzen

Am Anfang war die Weisheit und die Weisheit war bei Gott
und die Weisheit war wie Gott.
Diese war am Anfang bei Gott.
Alles ist durch sie entstanden
und ohne sie ist nichts entstanden.
Was in ihr entstanden ist, war Leben,
und das Leben war das Licht für die Menschen.

Und das Licht scheint in der Finsternis,
aber die Finsternis hat es nicht aufgenommen.
Es entstand ein Mensch, von Gott gesandt, mit Namen Johannes. Dieser kam, um Zeugnis abzulegen: um für das Licht zu zeugen, damit alle durch ihn zum Glauben kämen. Jener war nicht das Licht, sondern war da, um für das Licht zu zeugen.
Die Weisheit war das wahre Licht,
das allen Menschen leuchtet, die in die Welt kommen.
Sie war in der Welt,
und die Welt ist durch sie entstanden,
aber die Welt hat sie nicht erkannt.
In das ihr Eigene kam sie,
aber die Ihrigen haben sie nicht aufgenommen.
Allen denen aber, die sie angenommen haben,
denen gab sie Vollmacht, Kinder Gottes zu werden.
Das sind die, die an Gottes Namen glauben,
die nicht aus Blut und nicht aus irdischem Bestreben
und nicht aus dem Willen eines Mannes,
sondern aus Gott geboren sind.
Und die Weisheit wurde Materie
und wohnte unter uns,
und wir sahen ihren Glanz,
einen Glanz wie den eines einzigen Kindes von Mutter und Vater
voller Gnade und Wahrheit.

Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache, dort auch mit weiterführenden Links zur Übersetzung, insbesondere zur ungewohnten Übersetzung des "Wortes" (logos) mit "Weisheit".

Jesus trägt im Johannesevangelium viele Züge der weiblichen göttlichen Gestalt der Weisheit, eine wichtige Glaubensvorstellung in frühjüdischer Zeit. Die Übersetzung ruft die Geschichte des "Wortes" in Erinnerung, das als Wort Gottes eigenständig in der Schöpfung handelt: Von ihm wird gesagt, dass es ausgesandt wird und dass es sich sich an Propheten ereignet. Die Vorstellung entwickelte sich, dass durch das Wort die Schöpfung überhaupt erst entstanden ist. Schließlich wird die "Weisheit" mit dem Wort identifiziert. Letztlich sagt "Im Anfang war Logos": Im Anfang war Gottes guter Wille für diese Welt, die nach Gottes Willen eben eine gute Welt sein kann. Dieses Streben zum Guten ist, was in der Zeit, als die letzten alttestamentlichen Schriften entstanden, mit "Weisheit" benannt ist, und was die frühen Jesusanhänger*innen in Jesus personifiziert sahen.