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2. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A // Gedanken zum Evangelium

Datum:
Mo. 13. Jan. 2020
Von:
Annette Jantzen

"Auf wen du den Geist herabkommen siehst, dieser ist es, der mit heiliger Geistkraft tauft. Und ich habe gesehen und bezeuge, dass dieser der Erwählte Gottes* ist", sagt der Prophet Johannes im heutigen Sonntagsevangelium (Joh 1,29-34).

Die heilige Geistkraft - Lufthauch, Wind, Sturm - ist die Initialzündung für alles Leben, von der ersten Schöpfungserzählung an: Der Sturm Gottes* ging über die Wasser. Es ist die Geistkraft, die die schwangere Maria erfüllt. Es ist die Geistkraft, die die Lebendigkeit aller Lebewesen ausmacht. Sie erfüllt die Prophetinnen und Propheten. Und so sieht der Prophet Johannes die Geistkraft auf Jesus herabkommen, sieht die heilige Gegenwart Gottes* in Jesus.

Geistkraft - Lufthauch, Wind, Sturm - ist nicht darstellbar, aber unzweifelhaft spürbar, und sie zeigt wenigstens sprachlich, dass Gott* nicht aus drei irgendwie männlichen Wesen besteht.

Was meinen also Christinnen und Christen, wenn sie ihre Gottes*dienste beginnen "im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes"? Vielleicht: Dass der Geist Gottes* nicht etwas fernes ist, eine fremde Vorstellung aus einer vergangenen Zeit. Dass "heilige Geistkraft" auch bei uns und für uns erfahrbar ist - immer wenn wir spüren, dass wir lebendige Wesen sind. Wohl darum kennen so viele Religionen die Aufmerksamkeit auf den Atem. Heilige Geistkraft ist nicht besonderen Menschen vorbehalten, sondern ist unser Atem, die Kraft, die uns lebendig hält - denn die Lebenskraft kommt von Gott*. Das für möglich zu halten, in diese Wirklichkeit für einen Moment einzuschwingen: Das gibt eine Vorahnung davon, dass die Gottes*kraft auch noch wirken wird, wenn das Leben mit dem Atem den Menschen verlässt.