RESPEKT für Ketteler-Preis nominiert

Jetzt abstimmen bis zum 31. Oktober!

RESPEKT
RESPEKT
Datum:
Mi. 2. Okt. 2019
Von:
Kathrin Henneberger

Das Projekt "RESPEKT" von KAB und Betriebsseelsorge ist unter den drei Nominierten für den Ketteler Preis 2019, der unter dem Motto "Engagiert für Solidarität im Arbeitsleben" steht. Bis zum 31. Oktober kann man online für das Projekt abstimmen.

„Respekt“ ist ein Projekt von KAB und katholischer Betriebsseelsorge in der Region Heinsberg im Bistum Aachen. Nach Schweizer Vorbild zeigt es sich solidarisch mit meist Frauen, aber auch Männern aus Osteuropa, die hier als Wanderarbeitnehmer/-innen oder in der 24-Stunden-Betreuung pflegebedürftiger Menschen tätig sind. Fast 75 Prozent von ihnen sind nach eigenen Erhebungen von „Respekt“ illegal oder als Scheinselbständige tätig.

Ziel des Projekts ist es, die Arbeits- und Lebensbedingungen für diese Menschen kurzfristig zu verbessern und zugleich Politik und Gesellschaft auf die Missstände hinzuweisen und so für die Zukunft nachhaltig Forderungen umzusetzen: etwa nach einer gerechten Entlohnung in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen mit Verträgen, in denen Probezeit und Kündigungsfrist ebenso enthalten sind wie eine Regelung für Arbeits- und Urlaubszeiten und eine genaue Arbeitsplatzbeschreibung. Hinzu kommt die Forderung nach Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung und der Supervision für die Pflegekräfte, die oft in für sie belastenden psychischen Situationen tätig sind.

Gegründet wurde das von Rosi Becker, Sonja Hanrath und Johannes Eschweiler betreute Projekt im September 2017. Vier Gruppen des Netzwerks, das derzeit rund 80 Arbeitnehmer/-innen aus Osteuropa erreicht, treffen sich inzwischen regelmäßig. Die Teilnehmenden sind Mitglieder der KAB über einen mit 1,50 Euro pro Monat vom Projekt geförderten Beitrag, sodass sie selbst nur einen Euro pro Monat für ihre Mitgliedschaft aufbringen müssen.

Der nach dem "Arbeiterbischof" Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811 - 1877) benannte Preis wird seit 2006 von der Stiftung "Zukunft der Arbeit und der sozialen Sicherung" (ZASS) vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.

Hier können Sie für das Projekt abstimmen und mehr über den Ketteler-Preis und weitere Nominierte erfahren:

Hintergrund

Sorge-Arbeit / Care-Arbeit ist unbezahlte und bezahlte Betreuungs- Pflege- und Hausarbeit für Pflegebedürftige. Sie wird seit jeher geleistet und zwar in großer Mehrheit von Frauen. Sorge-Arbeit erfährt praktisch keine gesellschaftliche Anerkennung. Da immer mehr Frauen erwerbstätig sind und weniger Zeit für die unbezahlte Hausarbeit aufbringen können und wollen, wird Sorge-Arbeit vermehrt auf private Pflege und Betreuung übertragen. Zudem führt eine erhöhte Lebenserwartung zu einem wachsenden Bedarf an außerfamiliärer Betreuung und Pflege.

Ein geduldeter, wenn auch zumeist illegaler Weg, den Betreuungs- und Pflegeaufwand für Familien leistbar zu gestalten, ist der 24-Stunden-Einsatz von schlecht bezahlten, überwiegend osteuropäischen Betreuungskräften im Haushalt pflege-und betreuungsbedürftiger Menschen. Zumeist in Schwarzarbeit lebend, sind sie ihren Arbeitgebern und deren Familien ausgeliefert. Für den deutschen Staat erfüllen sie zudem den Zweck, den bestehenden eklatanten Pflegenotstand zu verschleiern.

Das Netzwerk „Respekt“ wurde gegründet, um die Situation der Wanderarbeiterinnen in den Blick zu nehmen, die Probleme öffentlich zu machen, und politische Veränderungen anzustoßen.